Liebe Mosher und Heavys!
Ich gebe ehrlich zu: ich bin mit dem Metal der 80er groß geworden. ACCEPT, SCORPIONS, JUDAS PRIEST, IRON MAIDEN, VENDETTA, TNT und wie sie alle hießen.
Ja, damals war die Welt noch in Ordnung. Jeder klemmte seinen Kassetten-Rekorder hinten auf's Fahrrad und ab ging's in Richtung Freibad. Auf der Liegewiese dröhnte dann die Lieblings-Mucke eines jeden durch die Gegend. Egal in welche Richtung man den Kopf drehte, man wusste sofort "Aha! Der, der da hinten hört MAIDEN - und der rechts hört JUDAS - und der da unten, das müsste VENOM sein!". Achja, waren das noch Zeiten, als noch alles schön überschaubar war. Zwei Hand voll Bands, das reichte aus. Ein bis zwei mal im Monat hatte man sich eine LP gekauft (je nach Börsenlage) und hörte sich die neuen Scheibchen 2 Wochen lang mehrere Male hintereinander an, bis man sie auswendig mitgröhlen konnte. Da war eine LP auch noch was besonderes... "Hey mensch.... hast Du die neue JUDAS schon gehört? Geil sach ich Dir!" - "Klar mann, hab ich mir gestern gekauft!". Ja, so war das damals.
Und auf den Schwoofs konnte man sich drauf verlassen, dass seine Lieblings-Lieder auch gespielt werden. Deshalb ging man auch gerne auf diese Veranstaltungen. Ein paar coole Leute und "666 The Number of the Beast". Als Metal-Fan gehörte man ja zur "großen Familie" und war sozusagen auch automatisch mit jedem befreundet, obwohl man den einen oder anderen gar nicht kannte! Man prostete sich zu und brüllte den Schlachtruf SLLLAAAYYYEEERR!!! Und schon war man sozusagen blutsverwandt.
Die familiären Verhältnisse waren damals sowieso irgendwie stärker ausgeprägt, hab ich so das Gefühl. Man nehme zum Bleistift ein total überfülltes Konzert! Jeder kennt das, wenn man ziemlich vorne an der Bühne steht und von hinten wird gedrängelt und geschoben. Der Wellengang der da entsteht, reisst Dich mit und Du bist total machtlos und kommst nicht dagegen an. Wenn da einer auf die Schnauze fällt, dann war's das eigentlich.... Nicht so auf Metal-Konzerten damals!! Da wurde, wenn einer mal hinfiel sofort durch die Umstehenden abgeblockt und dem Gefallenen so ein Freiraum ermöglicht, in dem er wieder aufstehen konnte.
Und heute??? Da bekommst Du durch herumwirbelnde Arme eine Faust in die Fresse und im nächsten Moment einen Stiefel in die Nieren-Gegend gepfeffert. Außerdem läuft im Hintergrund irgend ein Song, den einen gecastete Möchtegern-Metal-Band (die letzte Woche gegründet wurde) kurzerhand in die Charts gehebelt hat. Wie hieß die Band doch gleich? "MENOFEVIL"? Was? Du kennst die Band nicht? Dann gibt's gleich noch mal eins in die Fresse!!!
Das ist ja sowieso so eine Sache mit dem Album-Kauf. Heutzutage möchte man sich irgend eine Neuveröffentlichung kaufen, kommt in den Laden und sieht sich vor überquellenden Regalen stehen, die die komplette Metal-Welt seit seiner Entstehungs-Geschichte tragen müssen. Okay, dann wird eben nur das Regal mit den Neuveröffentlichungen durchforstet. Aber oh Graus! Man steht vor dem A, blickt am Regal weiter entlang bis dorthin, wo man das Z vermutet und der kalte Angstschweiß bricht einem aus. Bis die Suche beendet ist und man sich die interessantesten CDs heraus gesucht hat, ist ein ganzer Einkaufswagen voll. Vor allem, wann sollte man sich das alles anhören? Ach wie schön war das früher, als im Januar die neue JUDAS rauskam und im Februar die neue MAIDEN. Okay, im März dann die neue SCORPIONS und(!) die neue von MANOWAR. Immerhin war das aber noch überschaubar...
Wo sind sie hin, unsere schönen Metal-Jahre?
Das Feeling von damals ist irgendwie weg. Aber wenn es um die Musik geht und ich mir einige junge Bands anschaue, die diese Musik lebendig halten. Dann ist das doch ein kleiner Wermutstropfen...
Jetzt zieh ich mir erstmal "Defenders..." von JUDAS rein....
Stay heavy...
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