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Rock Hard Festival - Amphitheater Gelsenkirchen, 2. bis 4. Juni 2017

RHFRock Hard Festival
Amphitheater Gelsenkirchen,
2. bis 4. Juni 2017

 

Festivals sind immer so eine Sache. Man kann sich einfach nicht alle Bands komplett anschauen, Fotos machen und darüber berichten, zumindest nicht ohne Abstriche. So wurde z.B. die Berichterstattung des "Bang Your Head!!!"-Festivals seinerzeit über die komplette HEAVY-Redaktion verteilt, so dass jeder Redakteur für maximal 2-4 Bands zuständig war und Schreiber und Fotografen zudem getrennt voneinander agierten. Das Ganze kumulierte schließlich in einer herausnehmbaren, mehrseitigen Sonderheft-Beilage. Das Schöne beim Rock Hard Festival im Amphitheater Gelsenkirchen ist die noch überschaubare Größe und dass auf der Hauptbühne immer nur ein Act nach dem anderen auftritt. Keine Parallel-Spielereien wie am Weißenhäuser Strand oder auf Wacken. Mit dem Billing 2017 deckten die Rock Hard-Verantwortlichen ein breites Spektrum ab. Von den BLUES PILLS und THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA über EXODUS und CANDLEMASS bis zu BEHEMOTH und SECRETS OF THE MOON waren so ziemlich alle Subgenres der hard rockenden Musik vertreten.

 

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Von den insgesamt 22 Bands haben wir uns fünf Klassiker herausgepickt. Keine einfache Aufgabe, bei zwischen dreißig und fünfzig  Fotografen plus dem WDR-Fernsehteam im Fotograben. Den Freitag nutzten wir zur Anreise, obwohl wir zumindest CANDLEMASS mit Mats Levén am Gesang gerne gesehen hätten. Interessant wären sicher auch die Thrasher DUST BOLT und Durchstarter wie THE DEAD DAISIES und BLUES PILLS gewesen. Aber, wie bereits gesagt, man muss Abstriche machen. Und nach knapp sechs Stunden Zugfahrt hat man einfach keinen klaren Kopf mehr zum Arbeiten.

 

 

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Für den Samstag hatten wir EXODUS und D-A-D fest eingeplant. Leider spielten uns das wechselhafte Wetter und die Gelsenkirchener ZOB-Baustelle einen Streich, so dass wir gerade noch rechtzeitig am Einlass ankamen, um bei EXODUS vor der Bühne zu stehen. Als erstes Highlight stand Marcus Siepen von BLIND GUARDIAN am Eingang in der Reihe neben uns. Es schien allerdings als wollte er nicht unbedingt erkannt werden. Für ein Fanfoto musste er dann aber doch herhalten.

 

Zwar hatten EXODUS Gary Holt zuhause gelassen, dafür mit Kragen Lum einen ebenbürtigen Ersatzmann an der Gitarre und eine hammermäßige Setlist mitgebracht. Los ging's mit den ersten drei Songs der "Bonded By Blood"-Scheibe von 1985. Spätestens bei "And Then There Were None" gab es kein Halten mehr. Da wurde im Pit gecircelt und crowdgesurft, was das Zeug hielt. Und natürlich der Refrain mitgesungen, dass man ihn mit Sicherheit bis weit über den Rhein-Herne-Kanal  hören konnte. Es folgte ein Best-Of aus alten und neuen EXODUS-Klassikern, die mit Ausnahme von "Children of a Worthless God" alle aus den Äras mit Steve "Zetro" Souza am Gesang stammten. Mit "The Toxic Waltz" und "Strike of the Beast" beendeten die Bay Areaner das starke Set. Gitarrero Lee Altus holte für den Schlussakkord noch einen kleinen Jungen aus dem Publikum auf die Bühne. Der war so perplex, dass er ihm sogar sein Plektrum zurückgeben wollte, nachdem der letzte Ton verklungen war. Erst dann steckte er es ein. Ein gelungener Auftritt mit einem gigantischen Thrash-Feuerwerk.

 

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Zu D-A-D muss man nicht viele Worte verlieren. Der dänische Vierer sorgt stets für gute Laune. Diesmal brachten sie eine Bühnendeko mit, wie man sie zuvor noch auf keinem Festival gesehen hat. Drummer Laust Sonne thronte auf einem riesigen blauen Sofa, neben dem zwei Gitarren-Fullstacks in etwa gleicher Übergröße standen, die an Marty McFlys Lautsprecher aus "Zurück in die Zukunft" erinnerten. Bassist Stig Pedersen trug das Outfit eines futuristischen Polizisten inklusive Helm, den er während des gesamten Auftritts nicht abnahm, sondern nur für das Feuerwerk am Ende kurz wechselte. Im Gegensatz zur letzten Tour mit den beiden Jubiläums-Alben boten D-A-D wieder ihre Greatest Hits aus über drei Jahrzehnten Bandgeschichte. "Riskin' It All", "Monster Philosophy", "A New Age Moving In", "Bad Craziness" und "I Want What She's Got" durften da nicht fehlen. Eine Maxi-Version von "Sleeping My Day Away" mit anschließendem Helmfeuerwerk, das beinahe das Bühnendach abzufackeln schien und "Jihad" beendeten das Set. Crowdsurfer und begeisterte Mitsinger gab es im Publikum noch mehr als zuvor bei EXODUS, nur schien der Altersdurchschnitt etwas nach oben gerückt. Eine gelungene Show mit hohem Spaß- und Unterhaltungsfaktor.

 

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Die Black Metaller von BEHEMOTH ließen wir sausen und verabschiedeten uns, um für den nächsten Tag fit zu sein. Pünktlich zu ROSS THE BOSS' Classic-Manowar-Set trafen wir am Bühnenrand ein. Dort standen auch schon die DIRKSCHNEIDER-Musiker parat und Neuzugang Bill Hudson begrüßte uns, ebenso wie Sven Dirkschneider nebst frischgebackener Ehefrau. Ray Alder von FATES WARNING stand kaum einen Meter neben uns und Barfüßler Bobby Jarzombek stromerte ebenfalls um die Bühne herum. Schon cool, wenn einem die Stars so nahe kommen. Auch Ross Friedman erinnerte sich wohl, dass er beim Auftritt in Hamburg Bianca auf die Bühne geholt hatte, damit sie mit Marc Lopes' Handy das Bandfoto mit Blickrichtung ins Publikum schießen sollte. Denn auch er grüßte und zwinkerte ihr zu. Die Setlist des MANOWAR-Sets war im Großen und Ganzen die, welche sich bereits auf der bisherigen Tour von ROSS THE BOSS bewährt hatte. Nur ohne Drum Solo und mit ein paar Songs weniger.

 

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Ein Killer-Anfang mit "Blood Of The Kings" und die großen Hits wie "Fighting the World" und "Metal Daze" gegen Ende. Gänsehaut pur gab's bei "Battle Hymn", wo das Publikum fast mehr sang als Fronter Marc Lopes. Ten thousand side by side… sozusagen. Für Herrn Lopes war es das erste Mal, dass er auf einem Festival auftrat und entsprechend hatte er laut eigener Aussage die Hosen voll. Das hielt ihn jedoch nicht davon ab, wie ein Berserker auf der Bühne herumszuspringen und den kompletten Platz inklusive den im Fotograben auszunutzen und die Fanmeute anzufeuern. "Hail And Kill" ließ die Schlacht ausklingen und Marc, Ross, Mike und Rhino bewiesen wieder einmal, dass man auch ohne viel Gelaber und Bierdusche Könige des Metal sein kann.

 

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FATES WARNING sind für mich immer ein Highlight. Kaum eine andere Band verpackt Prog-Strukturen so genial. Zwar lichteten sich die Reihen auf dem Platz etwas und mancher Gast ging lieber etwas essen, trinken oder aufs Klo, doch die Die-Hard-FW-Fans zollten ihren Göttern vor der Bühne Tribut. Wie schon bei ROSS THE BOSS blieb die Setlist der laufenden Tour fast unverändert, nur leicht gekürzt. "From the Rooftops" halte ich als Opener immer noch für eher ungeeignet. Der Song ist zwar klasse, kommt aber zu langsam in die Gänge und scheint so manchen Zuhörer zu überfordern. Mein Favorit ist definitiv "A Pleasant Shade of Gray, Part III". Die Rhythmik und Intensität bringt meine Nackenmuskeln immer wieder an ihre Belastungsgrenzen und verursacht dort einen schönen, leichten Muskelkater, der durchaus noch ein paar Tage anhalten kann. Aber das ist es wert. Das Stück ist einfach klasse! Die Securities hatten offenbar Probleme damit, auf drei zu zählen und warfen die Fotografen schon nach dem zweiten Song aus dem Fotograben. Okay, im Prog Metal sind die Lieder meist etwas länger, aber wenn auf dem Armbändchen groß "3 Songs" steht, sollte man das schon einhalten.

 

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Während Jim Matheos keine Miene verzieht, knallt Bobby Jarzombek die frickeligen Rhythmen raus als wäre es ein Klacks. Da liegt es nahe, zu konstatieren, dass er bei seinen vielen anderen Drum-Jobs in der Vergangenheit unterfordert war. Konzentrieren müssen sich auch Tourgitarrist Mike Abdow und Bassist Joey Vera. Letzterer tobt bei seiner anderen Band ARMORED SAINT viel mehr herum. Das schmälert die Leistung, die Ray Alder mit seinem Gesang abrundet, jedoch keinesfalls. Es bedarf schon einer ordentlichen Portion an Können und Talent, um das, was die Jungs machen, live rüberzubringen. Mit den Smash-Hits "Point Of View" und "Monument" verabschieden sich FATES WARNING standesgemäß.

 

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Einer der Hauptgründe für uns nach Gelsenkirchen zu pendeln war der Einstand von Bill Hudson als Gitarrist bei DIRKSCHNEIDER. Der TSO- und CIRCLE II CIRCLE-Klampfer ist derzeit mit I AM MORBID auf Tour und schiebt die Festivals mit DIRKSCHNEIDER parallel dazu ein. Die Farewell To Accept-Tour geht mittlerweile in die zweite Verlängerung und zieht die Fans an wie ein Magnet. Und so ist auch das Amphitheater schnell wieder prall gefüllt. Die etwas schmalere, für Festivals angepasste Setlist startet mit "Starlight", gefolgt von "Living for Tonite", den "London Leatherboys" und "Breaker". Nahezu galaktisch kommt die "Princess Of The Dawn" daher. Noch länger als sonst und mit noch mehr Publikumsstimmen. Einfach überwältigend. Andrey Smirnov lässt Beethoven und dessen Elise bei "Metal Heart" aufleben. Er und Bill lassen schließlich noch einen ultraschnellen Hai von der Leine und hauen sich die zweistimmigen Parts nur so um die Ohren. "Balls To The Wall" läutet letztlich das Ende des gefühlt viel zu kurzen Sets ein. Sven, Udo, Fitty, Andrey und Bill haben gerockt und das im Sinn der wahren Bedeutung.

 

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Zufrieden verlassen wir den Platz und hören OPETH nur noch von weitem zu. Wir haben unsere fünf Rosinen des Rock Hard-Festivals rausgepickt und sind glücklich. Ein paar nette Unterhaltungen konnten wir auch führen, u.a. mit Ex-Bravo-Chef Alex Gernandt, Rock It!-Boss Gerald Siebenmorgen, Rock Hard-Urgestein Uwe Lerch, Bang Your Head!!!-Macher Horst E. Franz und Ex-e-m-s Produktmanager Holger Bals. Das alles hat riesigen Spaß gemacht. Und was kann man mehr wollen an einem Pfingstwochenende?

 

 

Bericht von DANU (dem Schattenmann)
Fotos von BIANCA (der Schattenfrau)

 




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