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Festival-Berichte

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Ragnarök Festival "10 Years" - 05.-06. April 2013

Zehn Jahre Ragnarök und kein bisschen leise.

Trotz vieler Probleme in den vergangen Jahren erfreut sich das Ragnarök bester Gesundheit und feiert ein rauschendes Jubiläumsfest. Weder rechte Unterwanderung, reißerische und schlecht-recherchierte Presseberichte noch kriminelle Security konnten dem bekanntesten deutschen Pagan-Metal-Festival etwas anhaben. Kein Weltuntergang in Sicht.



Auch in diesem Jahr fällt das Ragnarök durch ein Wahnsinnsbilling und sehr gute Organisation auf. Die Bands folgen Schlag auf Schlag und dank zweier Bühnen, die abwechselnd bespielt werden, läuft gerade mal eine ¼-Stunde Verspätung auf. Etwas zu kämpfen hatten die Organisatoren dieses Jahr mit dem sehr kalten Wetter. Das Areal außerhalb der Halle kann kaum genutzt werden und die Stände sind in der Halle heillos überlaufen. Dennoch kommt jeder zu seinem sehr fair bepreisten Kaltgetränk. Auch der Sound ist überwiegend gut bis sehr gut. Will man nun Haare in Suppe suchen, so mag man diese beim Catering finden. Kulinarisch geht da mehr als Knobi-Brot, Pizza und Bratwurst. Auch ist das Bier geschmacklich nur unterer Durchschnitt. Dabei liegt die Bierweltstadt Bamberg quasi vor den Toren von Lichtenfels. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau.


Aber nun zum Wesentlichen – der Musik:

Den Reigen eröffnen die Schweizer ABINCHOVA am Freitag sehr rockig und souverän. Druckvoller Sound angereicht um eine spielfreudige Geige bringen die schon gut gefüllte Stadthalle in Schwung und machen Lust auf mehr.



Im Folgenden entern NOTHGARD mit ihren drei Gitarristen die Bühne. Flotter Pagan-Metal mit leicht trashigem Einschlag schallt dem geneigten Publikum entgegen. Wobei schlussendlich das Potential von drei Gitarren etwas verschenkt wird.




Ein völlig anderes Bild bieten dann HELLRIDE aus Nürnberg. Drei Herren in Soutane bieten New Wave of Acoustic Metal feil. Sie covern von Black Sabbath über Amon Amarth bis zu Korpiklaani mehr als 30 Jahre Metalgeschichte. Zwar rufen sie beim Publikum nicht nur positive Reaktionen hervor, sind mit einer guten Prise Humor eine echte Bereicherung.

Lauter gehen die Nordiren von DARKEST ERA zu Werke. Inspiriert von Iron Maiden und Thin Lizzy lässt sich auch die musikalische Verwandtschaft zu der irischen Ausnahmeband Primordial heraushören. Das Resultat: Powermetal mit starkem irischem Einschlag.




An dieser Stelle überkommt den Autor das dringende Bedürfnis nach Nahrungsaufnahme, so dass die folgenden WINTERSTORM und AVA INFERI ohne Berichterstattung auskommen müssen.




Die zweite Hälfte des Abends läuten dann DER WEG EINER FREIHEIT aus Würzburg ein. Im Oktober noch ihres Sängers Tobias verlustig gegangen präsentiert sich die Nachwuchshoffnung des deutsche Black-Metals sichtlich gereift. Leider sind die feinen Gitarrenlinien im Basssumpf kaum auszumachen, so dass das grandiose „Neubeginn“ nicht wirklich zündet. Dem Publikum ist das egal und feiert die Würzburger dennoch ab.

Bevor die Thüringer FJOERGYN mit ihrem Kontrastprogramm loslegen, nimmt sich der Veranstalter Ivo Raab die Zeit für einen kleinen Auftritt. Es soll dem Todesfall letzten Jahres mit einer Schweigeminute gedacht werden. Diese wird geht jedoch im Gejohle einiger Betrunkener unter. Schade. Nach einer kurzen, improvisierten Dankesrede an die Fans und alle Beteiligten des Festivals hinten den Kulissen, dürfen FJOERGYN endlich loslegen. Über Geschmack kann man dabei streiten, über den Sound jedoch nicht. Bei glasklarem Sound dürfen die Fans der Thüringer elegisch zu Betonlethargie, Narziss(t) und Monument Ende schunkeln.


Den Rest der Besucher wecken dann AGRYPNIE wieder aus dem Halbschlaf. Immer noch ist die linke Bühne zu basslastig, aber auch der Tontechniker ist wohl in seinem Schlaf gestört worden, so dass die Mannen um „den Unhold“ die Halle mit ihrem Post-Black-Metall zum Kochen bringen. Über „Kadavergehorsam“ und „Trümmer“ wird das Publikum zu „Asche“.


Abkühlung wird dem Publikum danach in Form der verkopften DORNENREICH zu teil. Mit zehn Stücken aus der gesamten Schaffenszeit machen sich die Österreicher zu dritt auf, das Publikum in Verzückung zu versetzen. Vielfach gelingt dieses Unterfangen auch, aber Klassiker wie „Wer hat Angst vor Einsamkeit?“ zünden in der aktuellen Besetzung einfach nicht.


Die Schweizer ELUVEITIE haben dererlei Probleme hingegen nicht. Die Songs der Helvetiernachfahren zünden beim Publikum sofort. Bei ansprechendem Sound werden heute Abend vor allem alte Songs gezockt. In Abwesenheit der erkrankten Anna muss heute leider auf die Drehleier und den weiblichen Gegenpart zu Sänger Chrigel verzichtet werden. Gute Besserung an dieser Stelle!


Warum SHINING überhaupt Live spielen und dann auch noch Zuschauer haben, ist doch eher verwunderlich. Musikalisch über jeden Zweifel erhaben, zeugt die Show von Niklas „Jack Daniels“ Kvarforth und seiner Mitpatienten doch nur von der Verachtung für sein Publikum. Allein der etwas unverhoffte Gastauftritt des ebenfalls stark alkoholisierten Nattefrost macht den Auftritt lohnenswert.

Den Rausschmeißer an diesem Abend bilden dann HERETOIR. Ursprünglich als Nebenprojekt zu Agrypnie gegründet, klingen die Augsburger um den Gitarristen Eklatanz sehr eigenständig. Sie kühlen die Gemüter mit ihrem Post-Black-Metal wieder angehm runter und geleiten die Festivalgänger mit Reminiszenzen an Alcest in frostige Freitagnacht.





Tag 2

Der Samstag beginnt dann schon wieder viel zu früh und so müssen RABENWOLF, ASENBLUT und NORTHLAND leider ohne Rezension an dieser Stelle auskommen. MIDNATTSOL hingegen hätten gerne früher spielen dürfen. Ihr Auftritt legt mehr Wert auf Optik denn auf musikalischen Gehalt. Bei ordentlichem Sound plätschern und trällern die Schweden munter vor sich hin und der männlich-pubertierenden Anteil des Publikums kommt bei Sängerin Carmen auf seine Kosten.

Anders liegen die Prioritäten bei UNDER THAT SPELL. Der epische Black-Metal, der ganz ohne Keyboards auskommt, wird zum ersten von vielen Highlights am Samstag. Optisch zaubert der Sänger jedoch so manch einem Zuschauer ein Schmunzeln aufs Gesicht. Dieses Lächeln fegen die Jungs mit glasklarem Sound und Stücken wie „Zenith“, „Set the Fire“ und „I am the Prophet“ standesgemäß wieder weg. Be grim! Be necro!

Bei IN VAIN erhält der Nacken dann leider nur eine kleine Pause. Die Norweger bieten progressiven Metal, der bei vielen den Nerv trifft und zu Zuckungen im Halswirbelbereich führt. Den reinen Wahnsinn entfesseln im Anschluss MALADIE. Die Ludwigsburger infizieren das Publikum schon mit den ersten Takten des Intros und der Irrsinn bricht sich mit drei Sängern seine Bahn.

Auch wenn der Name Abkühlung verspricht, gönnen EIS den Festivalbesucher keine Pause für den geplagten Nacken. Der „Mann aus Stein“ sucht das Publikum ebenso heim, wie die „Galeere“ und das „Kainsmal“. Der Auftritt der Mannen um Gitarrist Alboin fesselt das Publikum mit hoher Intensität.


Das deutsche Pagan-Schlachtschiff OBSCURITY hingegen muss zu einer Pyroshow greifen, um trotz Jubiläumsshow mithalten zu können. Dennoch werden sie bei gutem Sound von einer großen Masse gefeiert. Wenig innovativer kommen im Anschluss RIGER daher. Müssen sie alten Haudegen aber auch nicht. Mit „Des Blutes Stimme”, „Germania” und „Auf die Ahnen” legen die Frankfurter auch mächtig los und begeistern ihre zahlreichen Fans mit einer grundsoliden Show.

Weiter geht das Tête-à-tête der deutschen Genregrößen mit Helrunar. Aus dem Hause Prophecy/Lupus Lounge stammend bieten die Osnabrücker epischen Black-Metal im modernen Gewand. Der Schwerpunkt der Songs liegt auf den Werken des Doppelalbums Sól. Aber natürlich darf auch „Älter als das Kreuz“ nicht fehlen.


Von Osnabrück geht es dann wieder zurück nach Thüringen. Die schlechtgelaunten MENHIR bieten vor imposanter Kulisse routiniert einen Auszug aus Ihrem Schaffen. Authentisch und ohne Schnörkel geben die Thüringer stimmgewaltig ihre Werke zum Besten, beenden ihr Set dann aber etwas abrupt.


Dann ist es endlich soweit: Die wiedervereinigten NOCTE OBDUCTA betreten die Bühne. Die deutsche Ausnahmeband um Agrypnie-Sänger Torsten spielen Avantgarde Black Metal erste Güte. Stücke von neuen Album Umbriel, genauso wie von ältere Stücke der Alben Schwarzmetall und Nektar. Mit einem Auszug aus „Pan spielt die Flöte” haben sie dann das Publikum endgültig für sich gewonnen.

Tiefer in Avantgarde-Trickkiste greifen die Norweger SOLEFALD. Sie beginnen ihren Auftritt mit einem kleinen Bühnenstück: in Hauptrolle Sänger Cornelius als schweigsamer Tagebuchschreiber. Die musikalische Darbietung SOLEFALDs lässt sich hingegen kaum in eine Beschreibung fassen und ist schwer verdaulich. Geniale Momente wie das Black-Metal lastige „Philosophical Revolt“ treffen auf das progressiv, rockige „The USA don’t exist“. Schließlich verliest Cornelius ein selbstgeschriebenes Gedicht. Es treffen Odins Walküren auf die Öfen der Krematorien und spätestens hier wird es dann etwas viel des Guten. Dennoch ein spannender Auftritt der Norweger, die seit ihrer Gründung 1995 zum ersten Mal auf Tour gehen.

Dank CARPATHIAN FOREST kann das Hirn dann etwas abkühlen, denn anspruchsvoll ist der rumpelige Black’n’Roll sicher nicht. Unterhaltsam aber hingegen schon. Nattefrost, Tchort und Co zeigen dem Publikum routiniert, wo der Black-Metal-Hammer hängt. Gute Show, guter Sound, da fällt kaum auf, dass die Norweger seit 2006 kein neues Material mehr rausgebracht haben.

Von der Windir-Nachfolgeband VREID gibt es außer Nebel wenig zu sehen. Zu hören jedoch eine Menge. So tendieren die vier Norweger, die sich nachhaltig vom Stil Windirs emanzipiert haben, langsam wieder zu epischerem Material. Ausklingen lassen Sie den Abend dann aber doch mit ihrer Black’n’Roll-Hymne „Pitch Black Brigade“.

Und dann ist das Festival auch schon fast wieder vorbei. Weniger beschaulich als HERETOIR am Vorabend schicken sich nun SECRETS OF THE MOON an, den Kehraus einzuleiten. Ganz nebenbei beweisen sie auch, dass bei Pyroshows weniger mehr sein kann. Leider ist der Toningenieur wieder auf dem Bassregler eingeschlafen. Nach fast durchgehend gutem Sound am Samstag werden nun die Bässe wieder derartig dominant, dass der Rest fast nicht auszumachen ist. Die Osnabrücker zocken dennoch die Set routiniert runter und beschließen so ein Wahnsinnsfestival.

Alle Bilder vom Ragnarök-Festival 2013
in der Bilder-Galerie...


Danke Ragnarök. Wir sehen uns nächstes Jahr

Bericht + (c) Fotos:
Hannes



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