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METAL HAMMER PARADISE 2019 - Weissenhäuser Strand - 8. bis 9. November 2019

Metal Hammer ParadiseMETAL HAMMER PARADISE 2019 - Weissenhäuser Strand 8. bis 9. November 2019

 

Anfang November, Erkältungszeit. Und was macht der Metaller? Er fliegt nicht in warme südliche Gefilde, sondern spart CO2 ein und begibt sich an den Weißenhäuser Strand zum Metal Hammer Paradise. Knapp 30 Bands in zwei Tagen beim vermutlich größten Metal-Indoor Event. Drei Bühnen in drei verschiedenen Größen von der Alm-Hütte bis zur riesigen Tent-Stage. Gesundheitlich angeschlagen, fokussieren wir uns auf eine persönliche Auswahl der für uns heißesten Acts.

 

Metal Hammer ParadiseDieses Jahr sind wir aufgrund beruflicher Verpflichtungen zeitlich später dran. Deshalb ist unser Parkplatz etwas weiter weg, aber immerhin entfällt dafür die Schlange an der Bändchenausgabe. Alles läuft problemlos und wir hören ONKEL TOMs Gegröle über das Gelände schallen. Für uns relevant sind UNLEASHED. Bis zu deren Auftritt im Ballsaal ist noch etwas Zeit, sodass wir uns kurzerhand einen freien Platz beim ins Ferienparadies integrierten Italiener schnappen. Qualitativ ist das Essen leider nicht besser geworden, aber immerhin sind die Nudeln al dente und die Temperatur geht auch.

 

Metal Hammer ParadiseNoch bevor UNLEASHED loslegen, ist der Baltic Ballroom deutlich voller als bei anderen Acts in vergangenen Jahren. Irgendwie standen die Schweden immer etwas im Schatten ihrer Landsleute von ENTOMBED und DISMEMBER. Vielleicht liegt es an den einfacheren Songstrukturen. Auf dem Metal Hammer Paradise sorgen Frontmann Johnny und seine Crew für einen Abriss, der seinesgleichen sucht. Der Saal ist brechend voll und der Moshpit tobt. Blaue Flecken und mehrfache Bierduschen inbegriffen. "Don't Want To Be Born", "The Longships Are Coming" und "Hammer Battalion" sind nur ein paar der Highlights. "I Have Sworn Allegiance" wird zur Mitsinghymne und "Into Glory Ride" darf auch nicht fehlen. Dieser Auftritt ist jeden Schmerz wert.

 

Metal Hammer ParadiseAuf der Maximum Metal Stage im Zelt spielen bereits CHRIS BOLTENDAHL und seine Grabschaufler. Sound und Licht sind nicht besonders, aber das scheint ein grundsätzliches Problem dieser Location zu sein. Die Vocals sind zu leise, was im Fall von GRAVE DIGGER nicht ganz so schlimm ist. Ich warte darauf, dass nach "Circle Of Witches" und "Excalibur" endlich "Rebellion" ertönt, bei dem ich lauthals mitsinge. Das Publikum geht alldieweil steil und feiert die Band ab.

 

Metal Hammer ParadiseWeiter geht es für uns wieder im Baltic Ballroom mit KISSIN' DYNAMITE. Einerseits freue ich mich über den kommerziellen Erfolg der jungen Schwaben, andererseits bin ich ein absoluter "Money, Sex & Power"-Fan und mir ist bewusst, dass die Jungs nie wieder so sein werden wie anno 2012.

 

Schade auch, dass dieser Titeltrack nicht mehr Teil der Setlist ist. Dennoch kommt das Album mit "Sex Is War", "Six Feet Under" und "I Will Be King" nicht zu kurz. "Love Me, Hate Me" entschädigt etwas für das ebenfalls fehlende "Killer". Mit "Somebody's Gotta Do It", "D.N.A." und dem Opener "I've Got The Fire" kann ich auch gut leben. "You Are Not Alone" und der Rausschmeißer "Flying Colours" zählen nicht zu meinen Favoriten, kommen aber beim Publikum bestens an. Mit seinem nach spätestens zwei Songs vollkommen durchgeschwitzten Hemd hätte Sänger Hannes jeden Wet T-Shirt Contest gewonnen.

 

KD stehen für gute Laune und lassen all die anderen Spaßbands, egal ob aus dem Ruhrpott oder dem fränkischen Bayern, vergessen. Der Sound ist perfekt und schweinelaut, so dass die P.A. während des Auftritts zweimal kurz kleinbeigibt und für wenige Sekunden aussetzt. Einmal mitten im Gitarrensolo von Jim Müller, sodass wirbelnde Optik und fehlende Akustik nicht zusammenpassen.

 

Metal Hammer ParadiseLeider kommen die älteren Kollegen aus dem Schwabenland wegen des Bandscheibenvorfalls von Ralf Scheepers nicht in den Norden. RAGE als Ersatz für PRIMAL FEAR sind sicherlich eine gute Wahl und laut diversen Augen- und Ohrenzeugen liefert das Trio um Peavy Wagner einen ihrer besten Auftritte ab. Ich entscheide mich jedoch bereits vorab für den parallel stattfindenden Gig von SAVAGE MESSIAH in der Riff-Alm. Und wie die Engländer das belohnen. Die Hütte ist voller als jeder Flixbus und jede Sardinenbüchse und die kuschelige Atmosphäre lässt wenig Sauerstoff übrig. "The Bitter Truth" und "Cross Of Babylon" kommen stark. "Sonar Corona" wird von hunderten Kehlen lauthals mitgesungen und treibt die Hitze und die Stimmung weiter nach oben. Spontan spielen Dave und seine Mitstreiter ihre Coverversion von Chris Stapeltons "Parachute" als Zugabe und erhalten dafür tosenden Applaus. Eigentlich wollte ich rechtzeitig zu STEEL PANTHER im Zelt sein, doch aus der Riff-Alm ist aus der ersten Reihe kein Entrinnen möglich.

 

Metal Hammer ParadiseAls Headliner sind STEEL PANTHER die Enttäuschung des Tages. Als einzige Band auf der Maximum Metal Stage haben sie den perfekten Sound. Fängt der Fake bei den Perücken an, hört er inzwischen beim Gesang nicht mehr auf. Mit dieser Vollplayback-Methode verspielen die US-Amerikaner, die musikalisch ja definitiv etwas können, alle Sympathien und kriegen den Saal durch ihre zotigen Pausenlabereien ruckzuck halbleer.

 

Da wird viel Potenzial verschenkt, wenn selbst die ansonsten hartgesottenen Partypeople lieber aufs Hotelzimmer und ins Bett gehen. Wirklich schade, denn die Songs sind gut, aber weder die alten noch die neuen Hits finden Anklang.

 

Da hilft auch die Aussage nicht, dass der Weißenhäuser Strand die meisten "Asian Hooker"s hat. Und "Party Like Tomorrow Is The End Of The World", "Community Property" oder "17 Girls In A Row" haben wir schon in ehrlicheren Versionen gehört. Selbst "All I Wanna Do Is Fuck (Myself Tonight)" zündet nicht richtig. Satchels hochhackige Stiefel entschädigen keinesfalls für diese schwache Darbietung. Enttäuscht ziehen auch wir von dannen. Im Zelt sind die Reihen mittlerweile noch lichter geworden.

 

Metal Hammer Paradise

Metal Hammer ParadiseDa die Gesundheit nicht wirklich mitmacht und ein Festival diese auch nicht gerade fördert, gehen wir an Tag 2 erst viel später los als ursprünglich geplant. GRAND MAGUS hören wir nur von draußen. Und RIOT V überschneiden sich leider mit GLORYHAMMER, die wir auf alle Fälle sehen wollen. Die paar Töne, die wir vernehmen, klingen aber durchweg gut.

 

Die SUPERNOVA PLASMAJETS werden gelobt. Kaum zu glauben, konnte man die Vocals von Frontröhre Jennifer Crush auf dem Baltic Open Air 2018 kaum ertragen. Korsagen allein machen fehlendes Talent nicht wett, dachte ich. Denn im Wikingerland versemmelte sie sogar Michael Sembellos "Maniac". Wir werden die Kapelle weiter unter Beobachtung halten und gegebenenfalls bestätigen, dass es eine deutliche Weiterentwicklung gibt.

 

Metal Hammer ParadiseDass wir RIOT V und MISTER MYSERY verpassen, ist schade. Letztere hinterlassen schon optisch einen positiven Eindruck und wecken die Neugier. Nichtsdestotrotz geht's um 17:15 Uhr im Zelt zu GLORYHAMMER.

 

Thomas "ick imitiewe einen skottischen Aksent" Winkler wird immer noch besser, auch wenn die Vocals bei der Zeltakustik kaum zu hören sind. Als Angus McFife setzt er gekonnt das "Universe On Fire", schwingt den "Gloryhammer" und rettet uns alle vor der "Unicorn Invasion Of Dundee".

 

Die Fanbase ist gewaltig, so dass jede Textzeile und jeder Refrain laut erschallt. GLORYHAMMER zu erleben ist ein wahres Vergnügen. Hoots!

 

 

 

Metal Hammer ParadiseIst der Name "The New Roses" eigentlich ein Wortspiel? Sei's drum. Nach dem kürzlich abgebrochenen Auftritt in der ausverkauften Hamburger Markthalle scheint Sänger und Gitarrist Timmy Rough wieder voll genesen zu sein und THE NEW ROSES heizen den Baltic Ballroom mächtig ein. Mit ihrer Musik, die irgendwo zwischen THIN LIZZY und GOTTHARD liegt, treffen die Jungs den Nerv der Fans. Blues- und gitarrenorientierter Hard Rock hätte man früher dazu gesagt. Das Album-Motto "Nothing But Wild" trifft jedenfalls voll ins Schwarze. Die Show wirkt zwar eher verhalten, aber die Stimmung ist bestens, hohes Unterhaltungsniveau.

 

Metal Hammer ParadiseDie Abräumer des Tages sind SACRED REICH! Phil Rind und seine Mannen sind einfach stark.

 

"The American Way" gleich als zweites auf der Setlist, wie geil! Und nach 23 Jahren auch endlich wieder neues Material. Das Gitarrenbrett aus Wiley Arnett und dem vergleichsweise sehr jungen Joey Radziwill, der laut Phil noch nicht geboren war, als die Songs vor "The Awakening" rauskamen, ist der Hammer.

 

SACRED REICH spielen extrem tight, was nicht zuletzt mit an der Rhythmusfraktion aus Phil Rind und Dave McClain liegt, welcher letztes Jahr von MACHINE HEAD zurückkehrte.

 

 

 

 

Metal Hammer ParadiseVöllig kaputt verlassen wir vorzeitig das Festival-Gelände, jedoch nicht, ohne noch ein Fanfoto mit Schmier von DESTRUCTION zu schießen. Den Auftritt sehen wir nicht mehr. POWERWOLF hätten wir uns ohnehin gespart und AMORPHIS spielten fast parallel mit SACRED REICH. Man muss Abstriche machen.

 

Trotz allem ist das METAL HAMMER PARADISE ein Erlebnis. Allerdings geben wir uns den Stress, alle Bands und Sideshows sehen und fotografieren zu wollen, nicht mehr. Da haben wir aus der Erfahrung gelernt. ONKEL TOM, J.B.O., DESTRUCTION und POWERWOLF konnten wir in der Vergangenheit schon beim Metal Hammer Paradise und NINE EYES NATION vor kurzem in Hamburg erleben. Nebenbei lief uns auch Armand von NIGHT DEMON über den Weg. Die waren auf dem MHP, weil sie aktuell mit SACRED REICH auf Tour sind, wie er uns zuflüstert. Nette Gespräche gab es auch mit Ex-Last Episode Chef Karsten Jakob, Markus Wosgien von Nuclear Blast und vielen anderen.

 

Im Vergleich zu den Vorjahren schien mir das Billing ausgewogener, sodass wir weniger herumrennen mussten, um beispielsweise alle Thrash Metal-Acts sehen zu können. Uns hat's trotz ein paar Widrigkeiten Riesenspaß gemacht. Deshalb danke wieder an alle Bands, die Veranstalter, Licht- und Tonleute, Securities, die Damen und Herren am Ausschank und den Garderoben und alle anderen Beteiligten. Wir kommen wieder!

 

Bericht von DANU (dem Schattenmann)
Pics by Bianca Wamsler

 

Metal Dayz

 

 




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