METAL HAMMER PARADISE 2016 - Weissenhäuser Strand, 11. bis 12.11.2016 - Tag 2 |
METAL HAMMER (Tag 2)
Planung ist alles. Genauso klug wie ALMANAC auf der kleinsten Festivalbühne auftreten zu lassen, ist es, sämtliche Kapellen mit ähnlichem Soundgewand am selben Tag zu verpflichten. So oft und schnell kann kein Fan zwischen den Bühnen hin- und herrennen, ohne etwas zu verpassen. Und so müssen auch wir teilweise auf Auftritte interessanter Bands verzichten. Also, Scotty beam me up!
Zu früher Stunde legen DEW-SCENTED im Baltic Ballroom los. Leif Jensen und seine Mannen sind live seit jeher eine Granate und für mich einer der unterbewertetsten Metal Acts. Zu meiner eigenen Schande muss ich gestehen, dass ich selbst jahrelang kein DEW-SCENTED-Konzert mehr besucht habe und mir von der aktuellen Besetzung lediglich zwei Gesichter bekannt vorkommen. Uwe Werning wieder hinterm Schlagzeug zu sehen steigert jedenfalls die Vorfreude. Dieser sprang wohl relativ kurzfristig für den Niederländer Koen Herfst ein.
ANVIL, Kanadas menschliche Ambosse Lips Kudlow, Chris Roberston und Robb Reiner sind an Craziness kaum zu überbieten. Schon der bloße Anblick der beiden Verrückten mit Gitarre und Bass an der Front lässt Einen fragen, wo die ausgebrochen sein mögen. Was den Jungs an Songwriter-Qualitäten fehlt, machen sie durch den hohen Unterhaltungs- und Spaßfaktor wieder wett. So startet Lips inmitten des Publikums, indem er durch die Tonabnehmer seiner Klampfe spricht. Als er zu spielen beginnt, bildet sich schnell ein Kreis um ihn und gefühlte tausend Handys werden gezückt.
Einen Riesenspaß am Auftritt seiner Landsleute hat offensichtlich auch Jeff Waters von ANNIHILATOR, der seitlich neben dem Bühnensoundmann steht und fortwährend Luftgitarre und Luftdrums spielt. Seinen eigenen Gig später im Ballroom bestreitet er dann auch standesgemäß in einem brandneuen ANVIL-Shirt. Von weniger Bedeutung ist die Setlist. Die Piratenhymne "Daggers And Rum" darf aber ebenso wenig fehlen wie das Dildo-Solo in "Mothra" und die Songs "Badass Rock ’n’ Roll" und "Metal On Metal". Ob die kanadischen Altmetaller hinter den Kulissen genauso durchgeknallt agieren wie auf der Bühne, werden wir die Jungs von REZET nach der gemeinsamen Europatour mit ANVIL fragen. Vielleicht gibt es ja die eine oder andere Anekdote zu berichten.
Keine Zeit bleibt für die schwedischen RAM. Schade, denn die stark NWOBHM-geprägten Jungs machen live tierischen Spaß. Stattdessen sehen wir, was der gute ONKEL TOM ohne seine Männer von SODOM so vom Stapel lässt. Eigentlich eher was für Freunde des Alkoholkonsums, aber immerhin mit Witz und gewissem Charme. Da ist Anstoßen angesagt, damit die Party in Schwung kommt. Der Ernst muss zuhause bleiben…
Von der Liste gestrichen haben wir die Auftritte von CROWBAR, ICED EARTH (bzw. den spontanen Ersatz durch FREEDOM CALL), SCHANDMAUL, BLUES PILLS und allen Bands in der Almhütte. Zeitlich einfach nicht machbar, obwohl das Eine oder Andere interessant gewesen wäre. Das absolute Festival-Highlight sind OVERKILL! Was für eine Performance! Bobby Blitz präsentiert sich in absoluter Höchstform und haut die aktuellen Songs genauso raus wie die alten Klassiker, deren Titel man nicht nennen muss. Wir eliminieren das einfach, ignorieren das was andere sagen und stehen gemeinsam für einander ein. So schallt und fegt es übers Land! Alle stehen unter Fremdeinfluss, fühlen das Feuer und OVERKILL übernehmen auf der Überholspur. Nur geil, nuff said!
Auch hier ist die Setlist ein Querstreif durch 20 Jahre Bandhistorie mit Hauptaugenmerk auf dem aktuellen Longplayer "Rulebreaker". Lustiges Detail am Rande… Drummer Francesco Jovino ist TAMA-Endorser. Doch leider hat ihm die Metal Hammer Paradise-Crew das Schlagzeug einer anderen Marke aufgebaut. Deshalb darf der mitgebrachte Roadie höchstprofessionell mit Edding auf weißem Schmierpapier den TAMA-Schriftzug zweimal nachahmen und diesen mit Gaffa (Panzertape) an die Bassdrums kleben, damit man die Labels der Konkurrenz nicht sieht.
Bericht von DANU (dem Schattenmann) |
02.09.2017, 08:27 by Danu |
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