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METAL HAMMER PARADISE 2016 - Weissenhäuser Strand, 11. bis 12.11.2016 - Tag 2

METAL HAMMER PARADISE_002METAL HAMMER
PARADISE 2016
Weissenhäuser Strand
Fr. 11. bis Sa. 12.11.2016

(Tag 2)

 

Planung ist alles. Genauso klug wie ALMANAC auf der kleinsten Festivalbühne auftreten zu lassen, ist es, sämtliche Kapellen mit ähnlichem Soundgewand am selben Tag zu verpflichten. So oft und schnell kann kein Fan zwischen den Bühnen hin- und herrennen, ohne etwas zu verpassen. Und so müssen auch wir teilweise auf Auftritte interessanter Bands verzichten. Also, Scotty beam me up!


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Zu früher Stunde legen DEW-SCENTED im Baltic Ballroom los. Leif Jensen und seine Mannen sind live seit jeher eine Granate und für mich einer der unterbewertetsten Metal Acts. Zu meiner eigenen Schande muss ich gestehen, dass ich selbst jahrelang kein DEW-SCENTED-Konzert mehr besucht habe und mir von der aktuellen Besetzung lediglich zwei Gesichter bekannt vorkommen. Uwe Werning wieder hinterm Schlagzeug zu sehen steigert jedenfalls die Vorfreude. Dieser sprang wohl relativ kurzfristig für den Niederländer Koen Herfst ein.


Interessant ist auch, dass die ehemals deutsche Kapelle sich inzwischen fast ausnahmslos aus Mitgliedern aus dem Land der Tulpen und des feinen Käses zusammensetzt.


MHP2016-Tag0202 MHP2016-Tag0203 MHP2016-Tag0204 Nichtsdestotrotz zerlegen DEW-SCENTED den Baltic Ballroom mit einem Thrashfeuerwerk der Extraklasse. Kaum eine andere Band schafft es, den Spirit und die Gewalt der SLAYERschen Reign In Blood-Ära in ihren eigenen Songs derart einzufangen und wiederzugeben. Marvin Vriesde und Rory Hansen liefern ein Doppelgitarrenbrett, während Joost van der Graaf am Bass und der bereits erwähnte Uwe Werning am Schlagzeug für ein wohliges Wummern in der Magengegend sorgen. Dazu brüllt sich Leif Jensen in bester Bay Area-Manier die Seele aus dem Leib. Leider stehen unten im Zelt bereits die Kanadier von ANVIL bereit, so dass leider auch hier für mich mit dem fünften Song Schicht ist. Die Setlist von DEW-SCENTED besteht aus einer bunten Zusammenstellung quer durch alle Schaffensphasen. Besonders gut gefällt mir dabei "Thrown To The Lions" vom 2012er-Album "Icarus".

 

 

MHP2016-Tag0205 MHP2016-Tag0206 MHP2016-Tag0207ANVIL, Kanadas menschliche Ambosse Lips Kudlow, Chris Roberston und Robb Reiner sind an Craziness kaum zu überbieten. Schon der bloße Anblick der beiden Verrückten mit Gitarre und Bass an der Front lässt Einen fragen, wo die ausgebrochen sein mögen. Was den Jungs an Songwriter-Qualitäten fehlt, machen sie durch den hohen Unterhaltungs- und Spaßfaktor wieder wett. So startet Lips inmitten des Publikums, indem er durch die Tonabnehmer seiner Klampfe spricht. Als er zu spielen beginnt, bildet sich schnell ein Kreis um ihn und gefühlte tausend Handys werden gezückt.

 

Einen Riesenspaß am Auftritt seiner Landsleute hat offensichtlich auch Jeff Waters von ANNIHILATOR, der seitlich neben dem Bühnensoundmann steht und fortwährend Luftgitarre und Luftdrums spielt. Seinen eigenen Gig später im Ballroom bestreitet er dann auch standesgemäß in einem brandneuen ANVIL-Shirt. Von weniger Bedeutung ist die Setlist. Die Piratenhymne "Daggers And Rum" darf aber ebenso wenig fehlen wie das Dildo-Solo in "Mothra" und die Songs "Badass Rock ’n’ Roll" und "Metal On Metal".  Ob die kanadischen Altmetaller hinter den Kulissen genauso durchgeknallt agieren wie auf der Bühne, werden wir die Jungs von REZET nach der gemeinsamen Europatour mit ANVIL fragen. Vielleicht gibt es ja die eine oder andere Anekdote zu berichten.

 

MHP2016-Tag0208 MHP2016-Tag0209 MHP2016-Tag0210Keine Zeit bleibt für die schwedischen RAM. Schade, denn die stark NWOBHM-geprägten Jungs machen live tierischen Spaß. Stattdessen sehen wir, was der gute ONKEL TOM ohne seine Männer von SODOM so vom Stapel lässt. Eigentlich eher was für Freunde des Alkoholkonsums, aber immerhin mit Witz und gewissem Charme. Da ist Anstoßen angesagt, damit die Party in Schwung kommt. Der Ernst muss zuhause bleiben…

 

Von der Liste gestrichen haben wir die Auftritte von CROWBAR, ICED EARTH (bzw. den spontanen Ersatz durch FREEDOM CALL), SCHANDMAUL, BLUES PILLS und allen Bands in der Almhütte. Zeitlich einfach nicht machbar, obwohl das Eine oder Andere interessant gewesen wäre. Das absolute Festival-Highlight sind OVERKILL! Was für eine Performance! Bobby Blitz präsentiert sich in absoluter Höchstform und haut die aktuellen Songs genauso raus wie die alten Klassiker, deren Titel man nicht nennen muss. Wir eliminieren das einfach, ignorieren das was andere sagen und stehen gemeinsam für einander ein. So schallt und fegt es übers Land! Alle stehen unter Fremdeinfluss, fühlen das Feuer und OVERKILL übernehmen auf der Überholspur. Nur geil, nuff said!


MHP2015-Tag0211Die Schwaben von PRIMAL FEAR sparen nicht am Sound und knallen voll rein. Hier lohnt sich der eigene Mischer am Pult. Ralf Scheepers, Mat Sinner, Tom Naumann, Alex Beyrodt und Francesco Jovino lassen eine Bombe nach der anderen los und feiern spätestens mit "In Metal We Trust" und "Metal Is Forever" eine gigantische Rocker-Party, die ihresgleichen sucht.

 

Auch hier ist die Setlist ein Querstreif durch 20 Jahre Bandhistorie mit Hauptaugenmerk auf dem aktuellen Longplayer "Rulebreaker". Lustiges Detail am Rande… Drummer Francesco Jovino ist TAMA-Endorser. Doch leider hat ihm die Metal Hammer Paradise-Crew das Schlagzeug einer anderen Marke aufgebaut. Deshalb darf der mitgebrachte Roadie höchstprofessionell mit Edding auf weißem Schmierpapier den TAMA-Schriftzug zweimal nachahmen und diesen mit Gaffa (Panzertape) an die Bassdrums kleben, damit man die Labels der Konkurrenz nicht sieht.


MHP2016-Tag0212 MHP2016-Tag0213 MHP2016-Tag0214ANNIHILATOR ohne Dave Padden? Nachdem man sich endlich auf eine zweite Konstante neben Mastermind Jeff Waters gewöhnt hatte, singt Jeff wieder selbst. Und wie! Anders als nach manchem negativen Review erwartet, bekommt der Kanadier den Gesang neben dem Gitarrenspiel gebacken und das auch noch gut! Mit Musikern u.a. aus England und Italien klingen ANNIHILATOR professionell wie immer und lassen nichts anbrennen. Die kleine Alice, die inzwischen schon eine Frau im Klimakterium sein müsste, darf dabei genauso wenig fehlen wie "Stonewall", "Set The World On Fire", "King Of The Kill" und "Braindance". Zwischendurch erzählt Jeff Waters von 1000 US-Dollar, die ihm die Plattenfirma einst geboten hatte, damit LIZZY BORDEN den Song "Alison Hell" bekommt, er aber gottseidank ablehnte. Musikalisch bringen ANNIHILATOR den Saal zum Schwitzen und brennen ein gewaltiges Sperrfeuer von Thrash-Granaten ab, ganz wie es sich gehört!


MHP2016-Tag0215 MHP2016-Tag0216 MHP2016-Tag0217Zum Abschluss des Metal Hammer-Paradise ziehen wir uns SAXON rein. Routiniert und voller Energie hauen die Angelsachsen einen Hit nach dem anderen raus und man hat den Eindruck, sie würden nie in Rente gehen wollen. Einfach eine sichere Bank. Und egal ob Jeans und Leder, die Boeing 747 oder die Prinzessin der Morgenröte, Biff Byford und seine Kreuzritter zeigen, wo der Bartel den Most holt und räumen voll ab. Nebenbei zieht sich Biff noch eine Metaller-Kutte eines Fans über, die auf die Bühne geworfen wird. Wenn das nicht Kult ist, was dann? Der Auftritt von SAXON jedenfalls ist ein gelungener Abschluss des Festivals und ein entspanntes Ende nach zwei stressigen Tagen des Hin- und Herhetzens zwischen den Locations. Auch mit Abstrichen ein insgesamt gelungenes Festival, das trotz allem Spaß gemacht hat, so dass wir bei entsprechendem Line-Up anno 2017 wieder am Start sein werden.

 

 

Bericht von DANU (dem Schattenmann)
Fotos von BIANCA (der Schattenfrau)




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