METAL HAMMER PARADISE 2015 - Weissenhäuser Strand, 13. bis 14.11.2015 |
METAL HAMMER PARADISE 2015
Wie kriegt man als Hotelier seine Räume auch außerhalb der Saison voll? Ganz einfach, man funktioniert die Anlage zum Festivalgelände um. Was der Wacken-Besucher missen muss, gibt es hier in Hülle und Fülle: kurze Wege, Spa- und Wellnessbereich, eigenes Klo, eigenes Bad oder Dusche, u.v.m. Dazu Metal-Acts auf drei Bühnen und separate Workshops mit Szenegrößen wie z.B. Dani Loeble von HELLOWEEN. Was will man da als Fan mehr? Vielleicht nicht ganz so viele Events gleichzeitig… Denn das ist der einzige Stress, der entstehen könnte.
Insbesondere am Samstag war es unmöglich, alle Bands zu sehen oder gar zu fotografieren. Ohne Plan und Einbußen ging das nicht. Die Workshops, Lesungen, Autogrammstunden und Meet & Greets ließen wir bewusst außen vor, um uns rein den Acts auf den drei verschiedenen Bühnen widmen zu können. Am Freitag liefen wir direkt nach unserer Ankunft erst einmal das Gelände ab, um zu wissen, wo die Locations sich befinden. Da war die riesige Hauptbühne, die "Maximum Metal Stage" in einem gigantischen, beheizten Zelt mit Platz für mehrere tausend Leute. Als wir eintrafen, spielten gerade die TRUCKFIGHTERS. Die Schweden hatten eine ordentliche Anzahl Fans ins Zelt gelockt und erinnerten mit ihrem doomigen Stoner-Rock und der Bühnenpräsenz an Fernsehauftritte von Black Sabbath oder Led Zeppelin in den legendären Beat-Club Fernsehsendungen des WDR.
Von den 17 Bands konnten wir etwa die Hälfte sehen und davon auch nicht alle fotografieren. Der griechische Gitarrenhexer Gus G. legte bereits um 15:30 Uhr im Ballroom los. Im Gepäck hatte er den schwedischen Metal-Allstar Vokalakrobat Mats Levén, der u.a. auf den beiden Gus G.-Alben zu hören ist. Gus und Co. spielten auch fast nur Songs seiner beiden Longplayer "Brand New Revolution" und "I Am The Fire". Die einzige Ausnahme bildete der FIREWIND-Klassiker "World On Fire" aus "Days Of Defiance" von 2010. Lustig war Gus' Ansage zu "Redemption", das im Studio von STEEL PANTHER-Fronter Michael Starr eingesungen wurde. Das sei vermutlich der einzige Song, bei dem Michael nicht davon gesungen hätte, wie ihm siebzehn Mädels nacheinander Einen blasen oder wie er Koks aus der Poritze einer Nutte schnupft. Naja, Gus wurde im Ballroom jedenfalls kräftig abgefeiert. Trotz schallenden Rufen ließ der knapp kalkulierte Zeitplan keine Zugaben zu. Irgendwie schien die "Riff-Alm", die kleinste Location, schwäbisch geprägt. Eine Art Skihütte mit Minibühne, die relativ schnell zur finnischen Sauna mutierte. LANFEAR aus Baden-Württemberg mit kurpfälzischem Sänger waren zwar musikalisch gut, doch die Gitarre war kaum zu hören, so dass Keyboard und Gesang omnipräsent erschienen. Vielleicht soll das auch so sein. Nach ein paar Songs verließen wir jedenfalls die Riff-Alm.
Zurück zur Riff-Alm und zu KISSIN' DYNAMITE. All die Aktivitäten der Bandmitglieder und die inzwischen weit entfernten Wohnorte (Bassist Steffen Haile und Sänger Hannes Braun wohnen z.B. über 900 km voneinander weg) lassen kaum Änderungen in der Setlist zu. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass uns KD bereits zum dritten Mal dieselben Songs in derselben Reihenfolge um die Ohren knallten. Für Balladen war diesmal allerdings noch weniger Platz als für die Band auf der laut Hannes "Drei mal drei Meter-Bühne". Trotzdem schafften es die Schwaben, ordentlich einzuheizen und keine Sekunde ruhig zu stehen. Hannes und Gitarrist Jim kletterten munter an Metall- und Holzstreben empor und am Schluss gab es die schon legendäre Pyramide á la SCORPIONS. Dem Phänomen KISSIN' DYNAMITE gelingt es, Zuhörer vom jungen Mädel bis zum älteren kuttentragenden Schwermetaller zu begeistern, so dass auch die "ganz Harten" wie Flummis durch den Saal hüpften. In der Riff-Alm kam man sich vor wie in einer Sardinenbüchse. Dennoch machten Hannes, Jim, Ande, Steffen und Andi das Beste daraus und hätten gut und gerne auch auf die große Bühne gepasst. Fazit: eine 1. Klasse-Performance einer tollen Live-Band.
Da HELLOWEEN bereits angefangen hatten, war der Fotograben tabu und wir kriegten nicht mehr alles mit. Diesmal muss ich Sänger Andi Deris wirklich loben. Seit seiner Darbietung auf dem BANG YOUR HEAD!!!-Festival (http://www.bang-your-head.de/site_byh/content/helloween-2006) vor fast zehn Jahren hat der Knabe sich enorm gesteigert. Diesmal klappten nicht nur die eigenen Songs, sondern auch die Klassiker aus der Kiske-Ära. Okay, manch einen gesanglichen Schlenker musste man hinnehmen, da Deris seine persönliche Note hinzufügen möchte, aber ansonsten saß jeder noch so hohe und auch tiefe Ton bei "I Want Out", "Future World" und den beiden nur kurz angespielten "Halloween" und "Keeper Of The Seven Keys". Dani Loebles gigantisches weißes Schlagzeug war ein Hingucker, auch wenn nur zwei der vier Bassdrums verkabelt waren. Vor dem Hintergrundbanner des aktuellen Albums "My God Given Right" sah das klasse aus. Optisch weniger passend war das Rockabilly-Outfit von Gitarrist Sascha Gerstner. Kettenraucher Michael Weikath erinnert inzwischen stark an die Grauen Herren aus Michael Endes Buch MOMO, während sein Kollege Markus Grosskopf seit den späten 1980er Jahren keinen Tag gealtert zu sein scheint. Wie auch immer, klasse Band, klasse Auftritt, weiter so! Von Peavy Wagners RAGE konnten wir leider nur noch einen Blick auf die Setlist erhaschen. Es ist eben nicht optimal, wenn so viele Acts parallel auftreten. Es wäre durchaus interessant gewesen, die neue Besetzung ohne Viktor Smolski und André Hilger bei ihrem ersten offiziellen Live-Auftritt zu sehen und zu hören. Gespielt haben Peavy, Gitarrist Marcos Rodriguez und Drummer Vassilios „Lucky“ Maniatopoulos diese Songs:
BLACK LABEL SOCIETY… Was soll man da noch sagen? Zakk Wylde, der ehemals rasierte und Haarspray-gestylte Gitarrist von Ozzy Osbourne sieht seit Jahren aus wie D-MAX' Next Top-Model. Ein Waldschrat mit Oberarmen wie Baumstämme im Bikeroutfit. Keinerlei Kritik lässt dagegen seine Spielfähig- und fertigkeit zu. Und Songs wie "Bleed For Me" knallen einfach rein. So konnten wir nach der Performance von Zakk und seinen Mannen mit guter Laune nach Hause bzw. ins Hotel gehen. Hier noch die Setlist: Alles in allem ein etwas stressiges, aber schönes Wochenende bei bescheidenem Wetter. Nebenbei trafen wir ein paar alte Bekannte und konnten uns im Heimatdialekt unterhalten. Der Hotelkomplex ist klasse, die Bühnen ebenfalls, da man vom Mini-Club bis zur großen Festivalbühne alles hat und die kurzen Wege machen das Ganze zu einer runden Sache. Das Essen ist zwar typisch Systemgastronomie, aber wesentlich besser als das, was es sonst so an manchem Festivalstand gibt. In den Restaurants kann man bequem sitzen und die Toiletten sind ebenfalls kein Vergleich zum gewohnten "Dixieland". Thumbs up! für Metal Hammer Paradise 2015. Wir kommen wieder!
Bericht von DANU (dem Schattenmann) |
22.11.2015, 14:15 by Danu |
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