METAL DAYZ 2016
Hamburg Markthalle
Fr. 23. bis Sa. 24.09.2016
Zum fünften Mal luden die Wacken-Veranstalter parallel zum Reeperbahn-Festival nach Hamburg. Zum Jubiläum waren die Hamburg Metal Dayz erstmals komplett ausverkauft. Im großen Saal stand der Freitagabend fast gänzlich unter dem Stern des Pagan Metal in all seinen Schattierungen. NOTHGARD aus Bayern, HEIDEVOLK aus den Niederlanden, die ebenfalls bayerischen EQULIBRIUM und schließlich die irischen PRIMORDIAL deckten das Spektrum ab. Ein wenig aus der Reihe tanzten RUSSKAJA aus Wien mit ihrem Crossover aus traditioneller russischer Musik, Rock und Ska. Parallel liefen im Club 2 bzw. im Marx MAMBO KURT, die Videoshow "Die Geburt des Krachs" von Jörg Sonntag, ein Workshop mit Sascha Paeth und Felix Bohnke von AVANTASIA, die Lesung "Kumpels in Kutten" und schließlich der Auftritt von UMC (Ultimate Music Covers) der Ex-BEYOND THE BLACK-Mitglieder Tobias Derer und Nils Lesser.
Auf dem Weg zur Markthalle lief uns EDGUY-Drummer Felix Bohnke über den Weg. Kurz ein paar Worte gewechselt und ein Fan-Foto geschossen und weiter ging's. Ein paar Meter weiter stiegen die Jungs von GLORYHAMMER gerade aus dem Wacken Foundation-Sprinter aus und wurden vom Tourbus abgeholt. So konnten zumindest wir die Frage, ob wir die Band schon mal gesehen hätten, positiv mit "Ja, beim Aussteigen aus dem Bus" beantworten, was am Samstag für den einen oder anderen Lacher sorgte. Krass war die volle Halle beim Auftritt von EQULIBRIUM. Die Jungs sind musikalisch echt nicht mein Fall. Doch irgendwie haben sie mit ihren fröhlichen Melodien und dem death-tigen Gesang den Zeitgeist und den Nerv ihrer Fans getroffen. Und der Erfolg sei ihnen gegönnt. Bei PRIMORDIAL war später am Abend jedenfalls deutlich weniger los.
Uns interessierten vor allem der Auftritt von UMC und der Workshop mit den AVANTASIA-Musikern. Auch Holger Schmenks Lesung aus "Kumpels in Kutten - Heavy Metal im Ruhrgebiet" war äußerst informativ und unterhaltsam. Schön dazu auch die diversen Bilder auf der Leinwand, welche die Anfänge des Heavy Metal im Ruhrgebiet untermalten. So war da u.a. ein 15jähriger Mille Pedrozza von KREATOR (damals noch TYRANT bzw. TORMENTOR) zu sehen. Im Foyer der Markthalle tätowierte Drummer Ventor derweil die eine oder andere Dame. Moderator Christof Leim führte durch die Panels, leitete Fragen weiter an die Autoren und Musiker oder stellte selbst welche. Als langjähriger Metal-Fan, Musiker und ehemaliger Chefredakteur des Metal Hammer verfügt er über eine Menge Fach- und Hintergrundwissen, die er gekonnt in seine Moderation einfließen ließ.
Bei UMC füllte sich das Marx und man hatte das Gefühl als wäre man in einer Fischbüchse, die sich in einer finnischen Sauna befindet. Die beiden Musiker Tobi und Nils hauten rein, was das Zeug hält und legten ein bislang nicht gesehenes Selbstbewusstsein an den Tag. Erschien Gitarrero Nils im Zuge der UMC-Tour mit KISSIN' DYNAMITE noch vergleichsweise verhalten, feuerte er nun das Publikum an und fegte über die Bühne. Für mich ist die Musik immer noch zwiespältig und ich bin froh, dass ich einige der Hits aus der Setlist nicht im Original kenne. Groß ist jedoch der Fun-Faktor, der beim Publikum voll und ganz ankommt. Da tanzte selbst BEYOND THE BLACK-Frontfrau Jennifer Haben im hinteren Teil des Marx und wurde von anderen Anwesenden erst erkannt, nachdem wir sie mit Blitz fotografiert und damit quasi "geoutet" hatten.
Das Highlight am Samstag sollte für uns ganz klar D-A-D sein. Dazu spielten THE NEW BLACK parallel im Marx auf der kleinen Bühne. Zwei starke Live-Bands, bei denen es echt Spaß macht, ihnen zuzusehen. Da knirscht man eben etwas mit den Zähnen, weil man nicht alles mitkriegt. Allzu früh am Abend wollten wir dann auch nicht los und kamen erst zum Auftritt von PYOGENESIS. Die ursprünglich schwäbische Band hat eine Entwicklung durchlaufen, die ich als "Blaupause für VOLBEAT" bezeichnete, was Sänger Flo so gar nicht gefiel. Naja, damit wollte ich nur sagen, dass aus der ehemals Death-lastigen Band etwas ganz anderes geworden sei, das man aufgrund der vielen Einflüsse von Rock über Punk nicht genau definieren kann. Unbestritten sind der Bekanntheitsgrad und die Erfolge in der Vergangenheit, so dass die Markthalle recht gut gefüllt war und auch ganz neue Stücke gut ankamen. Nach drei Songs holte Flo sämtliche Fotografen auf die Bühne um ein Abschlussbild vor dem Publikum zu schießen. Ein genialer Schachzug.
Das Programm im Marx interessierte uns weniger, da wir am Metal-Bingo und drei Auftritten von MAMBO KURT nicht unbedingt teilnehmen wollten. Fragen an die Wacken-Veranstalter hatten wir selbst auch keine. Also schauten wir dort erst später rein, als THE NEW BLACK spielten. Eine positive Überraschung waren GLORYHAMMER im großen Saal. Die internationale Kapelle um ALESTORM-Keyboarder Christopher Bowes hatte eine Wahnsinns-Fanbase und knallte ordentlich rein. Was für ein Auftritt! Jedes Fantasy-Klischee wurde voll ausgeschöpft und die Kostüme taten ein Übriges. Eine starke Truppe mit dem Schweizer Thomas Winkler am Gesang, der in bester Bruce Dickinson-Manier agierte und Töne in allen Lagen aus seinen Stimmbändern holt. Nicht nur für mich ein Highlight des Genres.
Zuvor hatte sich im Foyer beim Meet & Greet mit ORDEN OGAN eine gewaltige Menschenschlange gebildet. Da konnten THE NEW BLACK und D-A-D nicht ganz mithalten. Dennoch eine tolle Gelegenheit, um mit den Stars auf Tuchfühlung zu gehen, Autogramme abzustauben und das eine oder andere Wort zu wechseln. Als vorletzter Act des Abends belebten THE NEW BLACK das Marx. Markus, Günt, Fabs, Christof und Philipp gaben wie immer Vollgas und heizten den Schuppen mächtig ein. Ganz nach dem Motte der aktuellen Scheibe: Das Monster lebt und ward losgelassen! Zwischendurch mussten wir dann allerdings die Location wechseln, um D-A-D nicht zu verpassen.
Die Dänen spielten souverän wie immer und spätestens bei Mega-Hit "Sleeping My Day Away" sang auch der Letzte im Saal mit. Ein Riesenspaß! Frontmann Jespers Ansagen in einem kaum verständlichen Deutsch-Englisch-Mix sind genauso Kult wie die Bässe und Kostüme von Stig Pedersen. Leadgitarrist Jacob Binzer und Schlagzeuger Laust Sonne wirken wie der Ruhepol, zeigen aber eine Mordsdynamik, wenn es drauf ankommt. Die Setlist bestand sehr zum Wohlgefallen der Zuschauer hauptsächlich aus alten Stücken, wie Jesper es unter tosendem Applaus angekündigt hatte. Mit "No Fuel Left For The Pilgrims" als Opener konnte da auch kaum etwas schiefgehen.
Alles in allem haben die METAL DAYZ 2016 wieder riesigen Spaß gemacht. Ein kleines, aber feines Festival, bei dem man den Stars sehr nahe kommen kann und interessante Informationen zu Hintergründen aus der Branche bekommt, nette Gespräche führen kann und vieles mehr. 2017 sind wir deshalb garantiert wieder dabei.
Bericht von DANU (dem Schattenmann)
Fotos von BIANCA (der Schattenfrau)
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