So gesehen... |
METAL CHURCH im wahrsten Sinne... |
Im aktuellen RockHard gibt es einen Leserbrief, der mich gewaltig überraschte, (insbesondere nach der Kiske-Sache). So sehr, dass ich den Verfasser des Briefes fragte, ob ich diesen hier veröffentlichen darf... und er sagte [b]JA![/b] Jörg, ein Pfarrer aus Bochum schafft es, nicht nur seinen Glauben, sondern noch viel mehr in seinem Umfeld mit Metal zu vereinbaren und sei es eine Aussegnung... [b][font=verdana]Von hier aus noch einmal ein Danke an Jörg für die Erlaubnis der Veröffentlichung!!![/font][/b] :respekt: Hier ist er: [size=12] Hi, Rock Hard Team! Nachdem ich schon lange vorhatte, euch zu diesem Thema etwas zu schreiben, hat mir euer Aufruf im Editorial RH 222 endlich den nötigen Kick dazu gegeben. Bevor ich auf eure Frage zur Religion im RH eingehe, gebe ich ein paar Infos zu meiner Person, da sie den Hintergrund meines Anliegens erhellen: Ich bin 43 Jahre alt, verheiratet, habe zwei Kinder und bin evangelischer Gemeindepfarrer in einer Gemeinde im Bochum. Nun entspreche ich eher nicht dem Klischee eines Geistlichen, das in allen Medien so gerne karikiert wird, aber ich spreche hier doch für zahlreiche Kollegen und Kolleginnen, denen es genauso geht wie mir: Ich fahre leidenschaftlich gern Motorrad (auch im Dienst), habe meine Dauerkarte für die größte Stehplatztribüne Europas, besuche Metalkonzerte in meiner Umgebung und in meinem CD-Regal stapeln sich überwiegend Metal-CDs jeglicher Spielart. Ich habe keine Probleme damit, mit meiner Gemeinde einem Orgelkonzert in unserer Kirche zu lauschen und anschließend nach dem Konzert auf dem Rückweg im Auto die neue "Children of Bodom" zu hören. Musik ist mir wichtig, so wie mir mein Glaube auch wichtig ist. Und so, wie ich für meine sonntäglichen Predigten einen biblischen Text interpretiere, beschäftige ich mich auch mit einer Metal CD der Band XY. Dazu kümmere mich (so weit das möglich ist) um den kulturellen und gesellschaftspolitischen Hintergrund der Band (mittels Rock Hard, Internet, Musikliteratur etc.). Da entpuppt sich für mich vieles als Klischee, marktschreierisches Getue (Metal = evil) mit dem gierigen Blick auf Umsätze. Ich stimme Götz Kühnemund zu: Gerade im Blick auf Religion ist hier vieles scheinheilig - und nicht heilig oder unheilig. Dann muss ich für mich Prioritäten setzten: Was ist mir wichtiger: Die geilen Gitarren oder der plakative Text? Eine Band hat sich für mich jedoch dann erledigt, wenn sie Gewaltverherrlichung, Rassismus und Intoleranz das Wort redet. Aber ich entdecke eben auch bei nicht wenigen Bands zum Thema Religion (übrigens auch zu Politik und Geschichte) viel gut Durchdachtes, viel berechtigtes kritisches Hinterfragen und ernst gemeinte künstlerische Auseinandersetzung. Deswegen komme ich auf eure Frage "Gehört Religion ins Rock Hard?" zu folgender Antwort: Das Thema Religion ist aus dem Rock Hard gar nicht weg zu denken! Ich kenne keine Musikrichtung ( Gospel, Sacro-Pop o.ä. und Bereiche der klassischen Musik mal ausgenommen), in der Religion, d.h. Glaube oder Nichtglaube, Christentum, Judentum, Islam, Buddhismus, Hinduismus, Atheismus, Satanismus, "heidnische" Religionen, anthroposophisches und anderes philosophisches Denken etc. so oft thematisiert wird wie im Metal. Deswegen kenne ich auch keine Zeitschrift am Kiosk, in der Religion in vielen seiner Erscheinungsweisen so oft zur Sprache kommt wie im Rock Hard. Wie viele Metalbands haben sich nicht irgendwann einmal mit diesem Thema in einem ihrer Songs beschäftigt? Für viele Bands ist es Programm (siehe Bandname, CD-Titel oder Bandlogo), sich insbesondere mit dem Thema "Christentum" auseinander zu setzen! Es gibt eben auch im Rock Hard unzählige Interviews mit unzähligen Bands, in denen Religion - aus welchen Gründen auch immer! - zur Sprache kommt. Heavy Metal eröffnet mir in meiner Gemeindearbeit ungeahnte Möglichkeiten, Kontakte zu Menschen herzustellen. Nicht selten bediene ich mich im Konfirmandenunterricht eines Metalsongs, der sich mit einem Anliegen der (christlichen) Religion auseinandersetzt, um darüber mit den Jugendlichen ins Gespräch zu kommen. Nicht selten ist es beim Taufgespräch mit jungen Eltern in deren Wohnung der interessierte Blick ins CD-Regal und die Entdeckung, dass die Eltern ja auch "die neue Iron Maiden haben", was dann manchmal ein stundenlanges Gespräch zur Folge hat. Da zu meiner Berufspraxis ja auch die Bestattung Verstorbener gehört, gibt es hin und wieder den Wunsch, z.B. in der Trauerhalle am Sarg des verunglückten Kindes einen Song von Metallica zu hören, "weil das doch sein Lieblingslied war". Wenn ich dann sagen kann "Klar, kenne ich, finde ich auch gut!" und wenn ich den Song dann in meiner Ansprache in Beziehung zum Verstorbenen setzen kann, dann ist mir das für die Trauerarbeit der Angehörigen auch wichtig und macht Sinn. Ich könnte die Reihe der Begegnungen mit Menschen, in denen auf Grund meines Interesses Metal zur Sprache kommt und über meine Gesprächspartner damit ein Bezug zur Religion oder zum Glauben hergestellt wird, seitenfüllend fortsetzen. Dass das nicht immer nur positiv gesehen wird und auch kritisch hinterfragt wird, versteht sich dabei von selbst, aber es eröffnet mir Möglichkeiten! In diesem Sinne vielen Dank für eure Infoarbeit und macht weiter so! [/size] |
15.01.2006, 20:45 by Horrace |
Neuere / Ältere Beiträge |
|
Siehe auch |
Kommentare | |||||||||||||||||||||
|