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Licht- und Schattensaiten
HMH: Wie kommt man eigentlich auf die Idee, seine Musik im Alleingang zu produzieren und zu veröffentlichen? Mangel an Mitmusikern? ;-)

Stefan: In der Anfangszeit meines Projektes hatte ich tatsächlich keine möglichen Mitmusiker gekannt, was sich allerdings inzwischen etwas geändert hat. Jedoch ist Licht- und Schattensaiten ein sehr persönliches Projekt, welches mir sehr am Herzen liegt, und so wird es wohl auch weiterhin ein Soloprojekt bleiben, wo ich alleine für alle formenden Komponenten verantwortlich bleiben werde.


HMH: Dein neues Album "Herbstwärts" klingt sehr melancholisch und depressiv.
Bist Du selbst ein solcher Mensch?


Nein, würde ich nicht sagen, auch wenn ich wohl öfter für melancholisch/depressiv gehalten werde.. ;-) ..die meisten Leute können sich schwer vorstellen, dass man still und nachdenklich auch dann sein kann, wenn man ein humorvoller, alberner Mensch ist, deshalb ist für sie, in meinem Fall, Ersteres einfach schon mal wahrscheinlicher - "melancholisch-depressiver Stefan" *g* - ! ;-)
Wenn ich allerdings an die Natur, Umwelt, Städte und unsere Gesellschaft denke, und sehe, dass alles kaputt geht, werde ich schon immer wieder schwermütig. Ich beschreibe mich selbst als Idealisten und Realisten in einer Person.... ...das ist natürlich eine Mischung, die nicht so einfach ist, weil mein Realismus jeden Optimismus, der meinem Idealismus entspringen könnte, sofort dämpft, weil er einfach Realist ist, mein Realismus! ;-)


HMH: Bisher habe ich entweder nur sehr positives, im Gegensatz dazu aber auch
nur sehr negative Wertungen über Deine Musik gehört. Dazwischen gab es
eigentlich nichts.
Auf der einen Seite wird wahrscheinlich das künstlerische gewürdigt, aber
für andere ist die Musik vielleicht ein wenig zu experimentell, weil sie nicht
allzu leicht ins Ohr geht. Nur so kann ich mir das erklären. Wie siehst Du das?


Tja, es ist einfach so, dass die meisten Menschen es schwer haben, sich auf etwas anderes als das Gewohnte einzulassen, und das ist bei Musik nicht anders als in anderen Bereichen. Es hat mich allerdings wirklich mehrfach nur noch staunen lassen, wie Menschen, die so zu sagen beruflich mit Musik zu tun haben, es nicht schaffen können, meiner Musik wenigstens das Geringste an Schönem oder Anspruchsvollem abzugewinnen... ..da gab es Aussagen wie, "er hat es geschafft, auf die kompletten CD keine einzige schöne Melodie zu packen"... ..wenn mir dazu nicht noch einfallen würde, dass auch Melodien Geschmackssache sind, würde mich das vollends ratlos stehenlassen... ..aber ich denke, das ist es garnicht, sondern es ist wirklich so, dass manche Menschen es schaffen, in meiner Musik rein garnichts zu hören, zu fühlen, außer Rhythmen, die keine sind, Harmonien, die keine sind u.s.w.... ;-) Vielleicht denken sie auch, dass man so, wie meine Musik ist, nicht fühlen kann, und glauben deshalb, dass ich mir das nur irgendwie wirr ausgedacht hätte.... ..dies liegt aber ziemlich neben der Realität, da nahezu alle meine Rhythmen und Melodien meinen Gefühlen, entsprungen sind.
Außerdem hatte ich schon ab und an den Eindruck, dass sich ein Reviewer gesagt hat, "so anspruchsvoll, ausgefeilt und eigen kann die Musik kaum sein, denn sonst müsste der Komponist ja geradezu genial sein *g*, also bleibt nur noch die Möglichkeit, dass alles ein Zufallsprodukt ist".. ...und dann entscheiden sie sich eben für ein vollkommen missglücktes, weil nicht der Norm entsprechendes, Zufallsprodukt.
Da für mich ein Großteil des Reizes darin liegt, das musikalisches Empfinden weiterzuentwickeln, fände ich persönlich es einfach zu langweilig und einfältig, mich musikalisch in den sehr engen Grenzen von Harmonielehren, insbesondere der Mitteleuropäischen, und in normalen Taktmaßen und Rhythmen zu bewegen.
Dass meine Musik technisch nicht perfekt ist, und es wohl auch nie sein wird, wird mir teilweise auch zur Last gelegt, macht aber wohl einen geringeren Teil der negativen Kritik aus.


HMH: Hattest Du jemals Live-Auftritte? Oder sind solche geplant? Wie könntest Du Dir vorstellen, dies umzusetzen?

Da ich ein eher schüchterner Mensch bin, und Menschenmassen mir meist unangenehm sind, oder ich teils sogar Angst vor Menschen habe, hatte ich eigentlich nie Auftritte geplant. Allerdings kann ich mir vorstellen, in anderem Zusammenhang (wohl nicht mit Licht- und Schattensaiten) vielleicht auch mal aufzutreten.


HMH: Zur Zeit bekommt man so viele Demos/CD's, die dazu verdammt sind in der
Flut des Einheitsbrei's zu versinken und unterzugehen, auch wenn sie noch so
professionell und gut sind. Deine Outputs sind was besonderes. Würdest Du
nur um des Ruhmes oder der Verkaufszahlen willen auch auf die Schiene der
"kommerziellen" Bands aufspringen und Material schreiben, das sich gerade
verkauft?


Da ich mit meinem Musikgeschmack nicht alleine im Metallischen verweile, könnte ich mir z.B. vorstellen, mal was Elektronisches zu machen, wobei das eventuell von der Masse als genauso komisch empfunden werden würde, wie meine bisherige Musik. Wenn ich damit Geld verdienen könnte, wäre das eine gute Lösung. Jedoch würde ich bestimmt niemals Musik machen, die mir nicht gefällt, um damit zu öffentlicher Anerkennung oder Geld zu kommen, denn das wäre wie ein heimtückischer Mord an meinem Idealismus, meiner inneren Stimme, meinen Träumen. Und für genau diese lebe ich ja..... ..also könnte ich mich dann auch gleich umbringen.


HMH: Welche Musiker/Bands haben Dich am stärksten beeinflusst oder dienten
als Vorbilder?


Als Vorbilder diente eigentlich keine Band als Ganzes. Wenn, dann dienten einzelne "Bestandteile" einer Band als Vorbild... ..meistens z.B. das technische Können. Da hätten wir den Schlagzeuger von Opeth und ergänzend dazu auch noch Schlagzeuger aus dem reinen Blackmetal-Bereich, die ich für ihre dynamische und klare Spielart bewundere. Oder eben Gitarristen, die einfach tausend mal so gut spielen, wie ich.... ..ich bin kein Instrumentalist, kann schwierigere Sachen kaum spielen und verspiele mich die ganze Zeit... ;-) ..oder der Bassist von Opeth.... ..einfach nur noch schön, ihn spielen zu sehen! :-)
Dennoch kann ich auch mal ein paar Bands nennen, die mich im Laufe der Jahre begleitet haben.
Da hätten wir eher aus der Anfangszeit, wo ich begann, Metal zu hören, "Therion" mit den Alben "Theli" und "Symphony Masses: Ho Drakon, Ho Megas". Später hörte ich "Dornenreich" und "Tenhi" und in den letzten Jahren haben sich für mich "Nocte Obducta" und "Opeth" zu wahren Lieblingsbands entpuppt, auf deren Neuerscheinungen ich immer sehr gespannt bin!
Ich bin überhaupt wohl eine Ausnahme, was Musikinteressierte angeht, da ich wirklich nur sehr wenige CDs zu Hause habe und nur wenige Bands wirklich gerne höre. Auch deren Einfluss auf meine Musik hält sich ziemlich in Grenzen, da ich ja Musik nach meinen eigenen Gefühlen/Stimmungen mache, und nicht nach Plänen wie, "ich möchte mal Musik machen, wie Opeth" oder dergleichen.... ...aber natürlich bekommt man immerwieder neue Ideen durch Dinge, die man hört... ..somit ist meine Musik natürlich auch etwas durch diese Bands beeinflusst. Und, oben habe ich schon darauf angespielt, ein Bereich, in dem ich bewusst AUCH (also keinesfalls NUR) von den Bands lerne, ist das Technische, was aber letztlich nur hilft, den eigenen Ausdruck zu verbessern, technisch sicherer und flexibler zu werden, nicht aber ein Nachmachen von Stimmungen oder Ähnlichem ist....


HMH: Wie gehst Du mit Kritik um? Ich denke, es wird nicht immer nur Lob hageln...

Es gibt ja verschiedenste Kritik... ..letztlich baut es natürlich auf, wenn man von Leuten hört, dass ihnen gefällt, worin man all seine Kraft und seine Gefühle verwandt hat, ebenso, wie es einen in gewisser Weise deprimieren und kränken kann, wenn man von fremden Leuten grobe Worte an den Kopf geschmissen bekommt, wie "Deine Texte sind gut, aber das Komponieren solltest Du unbedingt jemand anderem überlassen" (noch dazu, wo ich ja in erster Linie Musik mache, und die Texte immer nachträglich entstehen!), oder, dass alles von vorne bis hinten nur beschissen wäre, oder dass es nachgemacht und schlecht klingt....
Aber ich mache die Musik ja aus meinem Empfinden heraus, und deshalb WEIß ich, dass sie so richtig ist, wie ich sie mache, und ich bin der einzige, der das beurteilen kann, da niemand mehr ICH ist, als ICH persönlich (hoffentlich nicht missverständlich... ..natürlich können andere Leute genauso stark sie selbst sein!)! Ich selbst sehe an meiner Musik auch Unzulänglichkeiten, jedoch weiß ich, welche ich in Kauf nehmen kann/muss, und diese sind meistens technischer Natur, und damit kann ich leben. Mir gefallen bis heute alle Lieder, die ich für, oder besser "in" Licht- und Schattensaiten" komponiert habe, und daran konnte keine auch noch so negative Kritik etwas ändern!


HMH: Inzwischen hast Du Dein 5. Album veröffentlicht. Hast persönlich einen Favoriten?

Nein, da habe ich keinen Favoriten. Ich höre zwar meistens das jeweils Neueste am häufigsten, aber wenn ich dann wieder irgendein älteres Album, oder auch mal alle der Reihe nach höre, so gefallen mir alle Alben auf ihre eigene Art besonders gut, und immerwieder staune ich *g*, was für Ideen ich auch damals schon hatte und wie ich sie umgesetzt habe! :-) Im Allgemeinen kann man natürlich sagen, dass die Musik technisch immer besser wurde, aber das ist, zumindest für mich, bei Licht- und Schattensaiten, nahezu ohne Bedeutung.


HMH: Könntest Du Dir vorstellen, in Zukunft auch andere Musiker in Dein Projekt
"Licht- und Schattensaiten" zu integrieren? Zur Zeit hat doch fast jede Band eine
weibliche Gesangs-Stimme mit an Bord ;-)


Zukünftig ist das ziemlich ausgeschlossen, da ich das Projekt wahrscheinlich mit den zwei kommenden Alben abschließen werde, und diese wesentlich ruhiger und allgemein instrumentaler ausfallen werden, als die bisherigen Werke. In der Vergangenheit gab es bereits ein paar mal Gastmusiker. Auf "Der Sturm vor der Ruhe" gab es in dem Lied "Im Mondenlicht" zwei Sängerinnen, und auf dem Album "Geschichten vom Tag" spielte in zwei Liedern ein Cellist eine Melodie ein.


HMH: Aufgrund erheblichen Zeitmangels meinerseits muss ich das Interview leider
schon beenden. Wir werden das bestimmt irgendwann fortführen.
Hast Du noch irgendwas was Du Deinen jetzigen, zukünftigen und den sich noch
sträubenden Fans sagen möchtest?


Ich wurde schon von völlig fremden Leuten in einem Internet-Forum mit "Moralapostulatus" tituliert obwohl ich erst ein paar Tage anwesend gewesen war, also sollte ich vielleicht vorsichtig mit dem sein, was ich sage! ;-)
Also sowas wie, "besinnt euch der Natur, besinnt euch eures Menschseins, denkt selbstständig, verschafft euch selbst überblick und bildet euch täglich eure Meinung neu, seid immer offen dafür, dass alles anders ist, als ihr es bis dahin gedacht hattet, habt Achtung vor allem Sein....." ..das sind Dinge, die ich Menschen gerne sagen wollen würde, und ich kann nur hoffen, dass ich damit niemanden verschrecke oder anwidere, da mir diese Dinge so wichtig sind, und ich glaube, dass man die Welt mit diesen Idealen, wenn man sie denn lebt, erheblich verbessern kann!
Und ansonsten möchte ich euch natürlich auf die Licht- und Schattensaiten-Website einladen, dort ein bisschen herumzustöbern, MP3s runter zu laden und aufmerksam anzuhören und nicht gleich wegzuschmeißen, wenn sie im ersten Durchgang keine Resonanz in euch auslösen... Vielleicht schreibt sogar der eine oder andere, was mich sehr freuen würde, seine Gefühle und Gedanken zu der Musik ins Gästebuch!? :-)
Dann möchte ich mich noch bei Dir, Holger, für Deine entgegengebrachte Offenheit, das entwickelte Interesse und zuletzt für die guten Fragen bedanken!
Und denen, die bis hier gelesen haben, danke ich für die geschenkte Aufmerksamkeit, danke! :-)

www.licht-und-schattensaiten.de


Und ich danke Stefan für diese ehrlichen Antworten. Eigentlich sollte ich hier ja unparteiisch bleiben, aber ich teile viele seiner Ansichten und Aussagen...

Euer Webmaster


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