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Interview mit der Prog-Band Dante
Die Band Dante ist eine aufstrebende und innovative Prog-Band aus dem Münchner Raum. Das folgende, sehr interessante Interview führte ich mit Keyboarder Markus Maichel, um ihm vor allem wegen des hervorragenden neuen Albums November Red auf den Zahn zu fühlen. Viel Spaß beim lesen des nun folgenden Interviews.
 
Hallo und zu allererst einmal auch von unserer Seite her unsere aufrichtige Anteilnahme zum Tode eures Freundes und Gitarristen Markus Berger, der leider viel zu früh am 05.01.2013 von uns ging.
 
Was mich auch gleich zur ersten Frage bringt, die mir doch sehr auf der Seele brennt. War es für euch nach dem Tod von Markus eine schwere Entscheidung, Dante weiterhin bestehen zu lassen, oder wolltet ihr sein Erbe auf alle Fälle weiter erhalten?
 
MM: Markus´ Tod hat uns alle unheimlich schwer getroffen, und irgendwie ist das immer noch sehr unwirklich. Alex und ich waren mit Markus von Kindesbeinen an befreundet  - dass er jetzt nicht mehr da ist, das ist schon sehr schwer zu begreifen. Er fehlt uns allen sehr!
Was Deine Frage angeht, war es aber tatsächlich so, dass "Aufhören" eigentlich nie eine Option war.  Markus´ Tod ging ja doch ein Jahr schwerer Krankheit voraus, ein Jahr, in dem wir uns alle viele Gedanken gemacht und sehr viel gesprochen haben, mit Markus, aber auch wir anderen vier miteinander. Gerade auch Markus lag sehr viel daran, dass das dann nicht das Ende von DANTE ist, und auch für Alex, Chris, Markus (Bader) und mich war das eigentlich immer klar, dass wir die Band, nicht zuletzt in Markus´ Sinne, fortführen wollen.
 
Ich für meinen Teil bin sehr froh, dass ihr weiterhin die Musikszene mit euren Songs beehrt. Wie lange wart ihr denn insgesamt an November Red zu Werke, bis ihr soweit zufrieden wart, dass ihr dem Album euer OK geben konntet?
 
MM:  Danke, das freut uns natürlich!
Das Songwriting für "November Red" begann im Herbst 2010, kurz nach der Veröffentlichung von "Saturnine". Erster Song war "The Day That Bled", "The Lone And Level Sands" schliesslich war der letzte Song, der wurde im Oktober 2011 fertiggestellt. Also insgesamt etwas über ein Jahr. Im November 2011 haben wir dann mit den Aufnahmen begonnen.
Allgemein lief das bei uns jetzt drei Alben so, dass ich mit Grunddemos zu Markus (Berger) gekommen bin und wir haben das dann in langen Sessions ausgearbeitet, dann kamen die Jungs dazu und wir betrieben weiteren Feinschliff. Am Ende steht da ein schon ordentlich produziertes Songdemo, und das hören wir uns immer wieder mal an, während wir an anderen Songs arbeiten. Manchmal ändern wir dann auch noch hier und da etwas, aber eher selten, weil wir normalerweise das "final demo" erst machen und den Song erst dann abschliessen, wenn wir wirklich zufrieden sind. Da das ja meist auch 4-8 Wochen pro Song dauert, haben wir da dann auch meist schon eine recht gute Meinung dazu.
 
Könntet ihr für alle unwissenden Leser unter uns die Band Dante und ihre Musik mit ein paar Worten beschreiben?
 
MM: Wir machen harte Rockmusik, die sich nicht zwingend an formale Abläufe und Zeitschablonen hält. Jeder Song kann und darf viele verschiedene Ideen, Teile und Stimmungen haben, und jedem dieser Teile, jeder Idee versuchen wir, die Zeit zu geben, die sie unserer Meinung nach brauchen. Egal, ob dadurch der Song dann 5 oder 15 Minuten lang wird. Im Radio landet  man damit aber logischerweise nicht - da käme der erste Werbeblock meist noch bevor Alex einen Ton gesungen hat!
Die Musik ist mal hart, mal leise und zerbrechlich. Mal sehr rhythmisch und oft natürlich auch virtuos, mal episch und groß, mal simpel.
 
In welchem Studio, bzw. Studios wurde November Red denn produziert?
 
MM: Wir haben das komplette Album in den bandeigenen RedTube Studios in Augsburg aufgenommen, gemischt und produziert. Wir haben uns da auf 85 qm sehr schön eingerichtet, da können wir eigentlich alles machen. Dass wir das selbst stemmen können, ist natürlich ein großer Vorteil - die endlosen Arbeitsstunden, die für "November Red" draufgingen, hätten sonst eine saftige Rechnung ergeben!
 
Das kann ich mir sehr gut vorstellen. Woher holt ihr euch denn die Inspirationen für eure Texte?
 
MM: Die Inspiration zu den Texten kann von überall herkommen, von einem Bild, einem Foto, einer Beobachtung oder einem Gefühl...dann geht es darum, das Ganze in Worte zu fassen, die das Gemeinte gut transportieren und einen schönen, lyrische Klang haben. Wir hatten schon immer einen sehr poetischen Ansatz, was die Texte angeht. Für "November Red" kam dann die Idee auf, quasi jeden Song wie ein Gemälde in einer Gallerie sein zu lassen, je ein Bild, ein Gefühl, die dann zusammen ein großes Ganzes ergeben. Ganz so sehr Konzeptalbum  ist "November Red" dann zwar doch nicht geworden, aber aus diesem Ansatz entwickelte sich, dass wir jedem Song neben dem Text noch im Artwork ein Gedicht mitgegeben haben, das zu diesem Gefühl, diesem Bild passt. Ich habe dann mit Alex zusammen einige meiner Gedichte ausgewählt, und Alex hat sie dann schön mit dem Artwork verwoben.
 
Das klingt sehr interessant. Ich verfolge euren Werdegang ja nun schon einige Jahre und war immer wieder beeindruckt von der Qualität eures Materials. Inwieweit seid ihr mit den bisherigen Reaktionen eurer Veröffentlichungen zufrieden?
 
MM: Vielen Dank für die Blumen! Wir sind insgesamt sehr zufrieden damit,  wie es läuft. Umgehauen hat uns am Anfang v.a. die Reaktion auf "The Inner Circle". Wir haben damals einfach nur ohne größere Ambitionen Songs geschrieben, die so waren, wie wir sie haben wollten und in anderen Bands so nicht verwirklichen konnten. Wir haben das Album in erster Linie für uns gemacht. Als dann die ersten begeisterten Reaktionen kamen, das war schon fantastisch! Gerade auch, weil das viele positive Feedback sowohl von Hörern als auch von Journalisten kam. Auch mit den Reaktionen auf "Saturnine" waren wir sehr zufrieden. "November Red" schliesslich - was soll ich sagen, das ist wirklich fantastisch! Auf breiter Front wird das sehr gut angenommen, und selbst die Kritiken, die nicht ganz so toll ausfallen, sind immer noch sehr gut und gehen dann eher in die Richtung "tolles Album, halt nicht so ganz meins", und damit kan ich ganz gut leben! Was uns vor allem stolz macht ist, dass wir jetzt ohne irgendeine Form von "Welpenschutz" diese ganzen Reaktionen bekommen - mit Album 3 ist man da drüber hinaus. An dieser Stelle auch ein herzliches Dankeschön an Massacre Records - die machen eine echt klasse Job, das hilft uns enorm!
 
Demnächst sind ja ein paar Konzerte u.a. mit Beyond The Bridge geplant. Habt ihr diesbezüglich schon adäquaten Ersatz an der Gitarre gefunden, was ich mir persönlich sehr schwer vorstelle, wenn man sich solch einer Aufgabe gegenübersieht?
 
MM: Seit 2010 ist ja mit Markus (A. Bader) ein weiterer Gitarrist an Bord, der live alleine den Gitarrenpart übernommen hat, während Markus seitdem Bass gespielt hat. Das ganze letzte Jahr, während Markus´ Krankheit, sind wir nur zu viert auf der Bühne gestanden, seinen Bass haben wir vom HD-Recorder eingespielt. So war Markus in gewisser Weise immer auch mit uns auf der Bühne. Wir wollten uns, selbst als es später im Jahr dann irgendwann klar war, dass es kein Happy End geben wird, nicht um einen Ersatz kümmern, das hätte sich einfach falsch angefühlt. Für die Konzerte mit Beyond The Bridge werden wir das noch genauso handhaben, aber natürlich suchen wir ab sofort einen fähigen Bassisten. Das wird sicherlich nicht einfach, der neue Bassist muss die Songs spielen können, was nicht ganz ohne ist, er muss sich 3 Alben mit nicht gerade straighten Songs aneignen, und natürlich muss auch die Chemie stimmen. Also wenn Du da jemanden weißt...!
 
In diesem Falle sind alle Bassisten unter unseren Lesern aufgefordert, sich diesbezüglich mal Gedanken zu machen und verweise auf das tolle Material von Dante. Also ihr Bassisten, ihr seid gefragt! Sind schon weitere Konzerte in Planung, oder konzentriert ihr euch vorerst auf die anstehenden Gigs?
 
MM: Wir sind eifrig am Planen, da wird sich schon noch einiges tun. Aber natürlich ist es, gerade mit der Art Musik, auch nicht ganz trivial, an Auftritte zu kommen. Die anstehenden Gigs erfordern jetzt erst mal viel Aufmerksamkeit, das sind ja die ersten, bei denen "November Red" im Fokus steht.
Und natürlich sind wir auch schon fleissig dabei, neues Material zu schreiben, da kommen wir gut voran! Das nächste Album schreibt sich ja auch nicht von allein!
 
Vertraut ihr eigentlich mit eurem Prog Sound auf den Standort Deutschland, oder seht ihr die Zukunft von Dante, bzw. den Erfolg der Band eher im Ausland?
 
MM: Schwierige Frage. Es ist für uns im Moment nicht zu sagen, wie sich das alles entwickelt in nächster Zeit. Wir können aber erfreulicherweise absolut feststellen, dass sich da im Moment mit "November Red" unheimlich viel tut, mal sehen, wohin das noch so alles führt. Ich denke, der deutsche Markt ist schon kein ganz schlechter für diese Art Musik, es ist ja auch kein Zufall, dass so viele progressive Topacts so regelmäßig in Deutschland touren. Insofern wird das sicher immer mit der Hauptmarkt sein. Aber natürlich wäre es schon klasse, wenn wir auch in anderen Ländern mit toller Progressive-Szene mehr Fuß fassen könnten. Ich denke da etwa an Holland, Polen, Frankreich.
 
Wie muss man sich eigentlich die Entstehung eines Albums im Hause Dante vorstellen? Die immer wiederkehrende Frage, was kommt zuerst? Die Musik oder die Lyrics?
 
MM: Für uns hat sich die Arbeitsweise bewährt, dass es einen kreativen Kern gibt, der Songdemos erstellt und der da gewissermaßen die Richtlinienkompetenz über die musikalische Ausrichtung von DANTE hat. Für die ersten drei Alben waren das Markus und ich. Mit Markus´ Tod hat sich das natürlich verändert. Da ich, auch innnerhalb dieses Zweierteams, immer schon sowas wie der "Director" von DANTE war, übernehme ich da jetzt natürlich noch ein Stück mehr Verantwortung und arbeite die Ideen und Grunddemos, die ich ja auch schon früher erstellt habe, noch ein wenig mehr aus. Gleichzeitig aber sind die Jungs jetzt auch viel früher und viel enger dabei. Konkret heißt das, dass ich die einzelnen Teile der Grunddemos jetzt statt mit Markus jeweils mit dem betreffenden Musiker ausarbeite, also mit Alex die Gesangsparts, mit Markus (A. Bader) die Gitarrenparts, Chris lasse ich generell meistens alleine machen - nur wenn ich da (was wirklich selten vorkommt!) mal gänzlich anderer Meinung bin, interveniere ich da auch mal...Was sich nicht verändert hat, ist, dass wir eigentlich immer zuerst die Musik haben, dann die Texte. Jedoch achten wir beim Schreiben der Songs sehr penibel darauf, dass man da auch immer gute Gesangslinien findet, dass sich eine Instrumentierung auch wirklich für einen Refrain eignet. Aber der Kompositionsprozess findet meist mit Unsinnstexten statt, da geht es nur darum, ein Gefühl dafür zu bekommen, wie die Songstelle gesungen klingen könnte. Es gab eigentlich nur einen Song, bei dem zuerst Lyrics da waren, und das war "The Taking" vom ersten Album. Ich hatte gerade die Ballade "The Giving" geschrieben, und Markus meinte, es wäre cool, wenn es jetzt noch ein "The Taking" gäbe, das wäre dann doch ein cooles Epic. Und so habe ich mich dann hingesetzt und einen langen Songtext geschrieben, der an "The Giving" anschliesst. Das haben wir dann vertont. Aber, wie gesagt, das ist die Ausnahme.
 
So wurde dies endlich auch mal (für mich zumindest) beantwortet, was es mit „The Giving“ und „The Taking“ auf sich hat. Die Frage hatte ich mir in der Tat schon damals gestellt. Wie kam eigentlich der Deal mit Massacre Records Zustande? Wer wurde auf wen aufmerksam?
 
MM: Recht simpel, wir haben Massacre Records ein Demo von "November Red" geschickt, sie fanden´s gut, man hat sich getroffen und einige Sachen besprochen, dann haben wir unterschrieben! Uns war es sehr wichtig, das Album in guten Händen zu wissen und auch ein Label zu haben, das hier im Land ist, wo man auch mal vorbeischauen kann. Da wir ja glücklicherweise in der guten Situation sind, theoretisch auch selbst das Album veröffentlichen und vertreiben zu können, haben wir schon sehr darauf geachtet, dass wir es nur an ein wirklich gutes Label abgeben, das für uns dann auch einen Mehrwert darstellt in Bezug auf Vermarktung, Vertrieb, Unterstützung, Kontakte, sprich, ein Label, das Dinge leisten kann, die wir nicht auch selbst leisten können. Und wir sind wirklich sehr froh, dass wir mit Massacre einen solchen Partner gefunden haben!
 
Das freut mich für euch, dass Massacre euch so schnell unter Vertrag nahmen und ihr diesbezüglich auf der sicheren Seite seid. Dann bleibt mir eigentlich nur, euch eine große Zukunft zu wünschen und somit sind wir leider auch schon am Ende unseres Interviews angelangt. Habt ihr noch ein paar berühmte letzte Worte für unsere Leser?
 
MM: Danke Dir! Wir hoffen einfach, dass wir mit "November Red" noch mehr Menschen erreichen können, dass wir uns möglichst vielen Leuten live präsentieren können, dass wir diese Leute auch mit unserer Musik wirklich ansprechen und berühren und mit unseren Konzerten begeistern können. Und natürlich wäre es schön, wenn die Zuhörer beim Hören ähnlich viel Spaß haben wie wir dabei, "November Red" zu schreiben und zu spielen!

 
Ich für meinen Teil kann dies absolut unterschreiben, denn Spaß machen eure Songs wirklich in großem Maße. Dann bedanke ich mich für eure Zeit und hoffe, euch bald irgendwo live zu sehen.
 
MM: Vielen Dank, hat Spaß gemacht! Wäre klasse, wenn wir uns mal bei einem Konzert sehen würden!
 





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Kommentare

by Thorsten am 28.07.2013 - 22:53
bin immer wieder mal über diese Band und speziell auf dieses Album gestolpert. Habs mir inzwischen geholt : Geil: in Ihrem eigenen Shop kriegt man das sogar handsigniert. Aber Hallo.

Aber zu Dante selbt bzw zu November Red : Ich habs mir nach diesem Interview geholt: Seltsames Teil. nicht wirklich typisch für das, was ich mir unter progressive Metal vorstelle - und was die meisten Bands eben spielen. War am Anfang entäuscht, dann wieder begeistert, dann wieder enttäuscht und inzwischen - bin ich restlos angetan.

Ob man DANTE jetzt mag oder nicht - man liest zu wenig über sie. Definitiv eine interessante Band, die viel zu sagen hat. Bitte mehr davon und danke fürs Aufmerksam machen. Grüße Thorsten



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